[1] Kf. Friedrich und Hz. Johann erinnern daran, dass sie von Papst Innozenz VIII. [im Jahr 1490] für alle Menschen in ihrem Herrschafts- und Einflussbereich eine Fastendispens für 20 Jahre erworben hatten. Gegen Bezahlung durfte jeder an Fastentagen Butter und andere Milchspeisen essen. Das Geld sollte dem Brücken- und Kapellenbau in Torgau zugute kommen. [2] Da nach Ende der Laufzeit die Baumaßnahmen noch nicht beendet waren und es viele Verstöße gegen die kirchlichen Fastengebote gab, haben Kf. Friedrich und Hz. Johann [im Jahr 1512] bei Papst Julius II. eine neue Dispens zu denselben Bedingungen erlangt. [3] Kf. und Hz. verschicken beiliegend Drucke der neuen Papsturkunde mit Anordnungen zu deren öffentlicher Bekanntmachung und Anwendung sowie zur praktischen Durchführung der Geldsammlungen.

[1] Von gots gnaden Friderich curfurst etc. unnd Johanns gebruder, hertzogen zu Sachssen etc. Lieben getreuen, nachdem euch unverborgen, das wir hievor auß beweglichen unnd genugsamen ursachen von babst Innocencio dem achten fur alle die unsern, geistlich unnd werntlich, menlicher unnd weyblicher geschlecht, auch die unserm schutz unnd schirm undterworffen und zu denselben wandern oder komen mochten, solche freyheit unnd gnad auff zweintzig jar erworben, das ein yeder mensch, der den zweintzigisten teyl eins reinischen gulden zu pauung der brugken zu Torgau uber die Elbe unnd einer cappelln dabey fur sich steuer und gebe, die fasten auß unnd alle fasttage desselben jars puttern unnd milchwerck on sunde oder beschwerung der gewissen frolich unnd sicher essen unnd gebrauchen mochten, wie dann die bulla, so daruber geben, solchs angetzeigt und besagt hat. [2] Weyl dann dieselben zweintzig jar nu verschinen, der brugken unnd cappeln pau zu Torgau, der got zu lob und gemeinem nutz zugut furgenomen, mit steynen auch nit gentzlich volbracht, wir auch in kunde komen, das sich vil menschen sonder urleubnus, in ungehorsam der cristenlichen kirchen, dem alten gebrauch nach, zubeschwerung irer gewissen unnd selen heyl, milchwercks gebrauchen, zu dem das das paum öll in diesen lannden schwerlich zuerlangen ist, darumb haben wir zu forderst got zu lob, damit das niemandts in gebrauchung milchwercks ungehorsamlich ubertrette, dem gemeinen nutz unnd allen unnsern undterthanen unnd verwanthen zu gut, bey unserm allerheiligisten vater, herrn Julio dem andern, yetzo regirenden babst, erlangt, das sein heiligkeit von neuem allen, den unsern schutz unnd schirm undterworffen seyn unnd zu denselben wandern und komen mugen, abermals auff zweintzig jar nacheinannder solche grosse gnad unnd freyheit gethan, welcher mensch yegklichs derselben zweintzig jar den zweintzigisten teyl eins gulden reinisch und zuvolbrengung egemelter brugken unnd cappelln fur sich steuert unnd einlegt, das soll und mag die fasten auß und alle fasttage das jar uber puttern unnd milchwerck, auff solche bebstliche laube, on sunde und beschwerung der gewissen frey und frolich essen unnd gebrauchen, laut der bebstlichen bullen, [3] davon wir euch hiebey warhaffte copey ubersennden. Ob aber yemands in dem vergangen jar butter unnd milchwergk genossen unnd gebraucht het, der mag mit der einlag, weyl die bull das vergangen zwelffte Jar an irem datum auch begreifft, sein gewissen mit einlegung den zweintzigisten teyl eins reinischen gulden wie auff ein ander jar reynigen, damit in solchs nit zubeschwerung sey. Darumb ist an euch unser begerung, das ir die copien der bullen von stund in allen pfarrkirchen durch die pfarrer, in stetten und dorffern der pflege all umb auff den cantzeln offenlich verkunden und nach gescheener verkundung solch copien des indults und dits unsers sendbriefs aigentlich ausschreiben an die kirchthurn bey euch in der stat schlahen, da die zulesen yederman seinen zugang hab, und dann einen vesten, beschlagen unnd wol beschlossen kasten in den pfarrkirchen bey euch wolverwart setzen lassen, darein ein yeder das gelt wie obgemelt lege, dartzu drey schlussel gemacht werden, der einen der pfarrer, den anndern du ambtman, unnd ir der rath den dritten haben, inmassen es dann hievor auch damit gehalten. Dartzu wollet die pfarrer erinnern, das sie und die beichtvetter sich wol vorsehen, auff das sie der beicht niemands absolvirn, der sich des indults gebraucht unnd nit eingelegt hett, euch auch darnach richtet, alles wievor angetzeigt, die zweintzig jar auß yegklichs jar sonderlich mit neuer verkundung der bullen und anderm außzurichten, zu hanthaben und zuvolbrengen, on alles vertziehen unnd weigern. Unnd das durch euer nachkomende ambtleut unnd rethe auch unverandert, also zugescheen, in aigentliche bevelh unnd gedechtnus lasset, unnd in kein weg das anders haltet, bey vermeydung unnser ernste straff, des verlassen wir unns zu euch gentzlich unnd geschicht daran unnser gefellige meynung.
Zitierempfehlung:
Nr. 10. In: Briefe und Akten zur Kirchenpolitik Friedrichs des Weisen und Johanns des Beständigen 1513 bis 1532. Reformation im Kontext frühneuzeitlicher Staatswerdung. Online-Edition: https://bakfj.saw-leipzig.de/print/10 [Datum des Zugriffs: 28.03.2024]
Lizenz:
Creative Commons, Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0)