[1] Kf. Friedrich schreibt an den Dominikaner Nikolaus von Schönberg wegen des Streits zwischen Johannes Reuchlin und dem Inquisitor und [Prior] des Dominikanerkonvents zu Köln Jacobus van Hoogstraten und dessen Anhängern. [2] Eine Vermittlung des Ebf. [Philipp] von Köln auf Bitten Friedrichs und anderer lehnen die Dominikaner ab, sie wollen sich an den Papst wenden. [3] Wenn von Schönberg als Prokurator des Ordens eingesetzt wird, bittet ihn der Kf., in dem Streit nichts zum Nachteil Reuchlins zu unternehmen.

[1] Von gots gnaden Fridrich, hertzog zu Sachssen unnd churfurst etc., unnsern grus zuvor. Wirdiger lieber andechtiger, unns zweivelt nit, ir wist, was irrung und gebrechen sich zwischen Johan Reuchling, lerer der rechten, und dem ketzermeister prediger ordens zu Coln, brudr Jacoff Hochstraten, und seinem vermeinten anhang ain zeit her gehalten. Darzu welcher gstalt sich derselb orden zu gedachtm doctor Reuchling, als wir bericht, zu nottigen unnd yn zu schmehen understehn sol. [2] Weyl unns dan vor un vil tagen angelangt, als ob dy gedachten brudr eurs ordens unserm frund, dem ertzbischof zu Koln, der sich auf unser und ander bit dy sachn in der gut beyzulegen underwunden, kainer handlung haben gestatten, sondern dy sach fur bebstliche heiligkait gein Rom ziehen und sich mit nichte weisen lassen wollen, [3] vermuten wir uns, sie werden euch der ennde als procurator gebrauchn und dy ding etwas beschwerlich zu irem vermeinten fug und glimpff furwenden. Wo nu solchs beschee, begern wir gutlich, ir wellet euch in demselbn widr egemelten doctor Reuchling im zu beschwerung und nachtail mit nichte bewegen lassen, dan doctor Reuchling ist bei uns (und als wir nit anders wissen) bei andrn mer churfursten und fursten im Reich dermassen vordint, das wir nit gern wolten, das er mit diser sach uber sein vorige gleichmessige und zimliche erbieten weiter solt beschwert und unbillicher weis umbgefurt werden. Und euch in dem unserm gesynnen nach gut willig erzaigen, als uns nit zweivelt, das raicht uns von euch zu sonderm gefalln, mit gnaden zuerkennen.
Zitierempfehlung:
Nr. 93. In: Briefe und Akten zur Kirchenpolitik Friedrichs des Weisen und Johanns des Beständigen 1513 bis 1532. Reformation im Kontext frühneuzeitlicher Staatswerdung. Online-Edition: https://bakfj.saw-leipzig.de/print/93 [Datum des Zugriffs: 24.04.2024]
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