Nr. 228 Wolfgang Reißenbusch an Kf. Friedrich
[1] Wolfgang Reißenbusch berichtet Kf. Friedrich von seiner Unterredung mit dem Domkapitel zu Meißen gemäß der kfl. Instruktion. Er war am Mittwoch früh [9. Mai] in Meißen eingetroffen und hatte sich entsprechend dem kfl. Auftrag an den Dekan [Johannes Hennig] und das Kapitel des Domstifts zu Meißen mit der Bitte um einen Gesprächstermin gewandt. Die Bitte des Kapitels, mit den Kommissaren, dem Abt [Martin] des Zisterzienserklosters Zella und dem Abt [Antonius] des Zisterzienserklosters Buch, eine Mahlzeit einzunehmen, lehnte Reißenbusch ab. Noch am selben Tag trug er das Anliegen im Kapitelsaal zwei Domherren vor, die Bedenkzeit erbaten. [2] Am Folgetag [10. Mai] wurde Reißenbusch vorgeladen und erhielt vom Kapitel folgende Antworten: [3] Reaktion auf die Erklärung der eingetretenen Verzögerung. [4] Antwort auf die Frage nach dem Inhalt der bisherigen päpstlichen Urkunden. [5] Antwort auf die Frage nach den bisherigen Handlungen. [6] Antwort auf die Frage nach den jetzigen Prokuratoren. [7] Antwort auf die Frage zum Inhalt der zugeschickten Konzepte. [8] Nach den Antworten erneuerte das Domkapitel seine Bitte an Kf. Friedrich, dass er als wohlwollender Patron des Stifts und Liebhaber des Gottesdienstes zur Vollendung des begonnenen Werks [der Heiligenerhebung Bf. Bennos von Meißen] einige Prokuratoren ernennt. Dafür erhält er göttliche Belohnung, und er wird Ruhm erlangen. [9] Reißenbusch gibt dem Kf. an, dass das Kapitel wohl zufrieden ist, wenn der Kf. zumindest allgemein Prokuratoren festsetzt und auf die clausil ratificationis sowie auf die Passagen, die der Kf. problematisch findet, ganz verzichtet. Zudem berichtet Reißenbusch, dass die Zeugenanhörungen am Mittwoch begonnen haben und auch am heutigen Tag nicht vollendet werden können, weil es mehrere hundert Zeugen gibt. [10] Zettel: Reißenbusch gibt als Fazit zum Gespräch zu bedenken, dass der Kf. die Dinge nicht bestätigen kann, da er nicht weiß, was bisher in der Angelegenheit in seinem Namen gehandelt wurde. Auch kann er nicht geloben, alles stets und fest zu halten. Zudem ist die Ratifikation, auch unter Berücksichtigung der Urkunde Hz. Georgs von Sachsen, problematisch, vor allem, wenn die Stiftsherren im kfl. Namen handeln.
[3] Und erstlich den artickell, darynne ich angetzeigt, was e. k. g. vorursacht, das e. k. g. inen vor dieser zceit kein furderlichen antwort hetten geben mogen, haben sie fast schweigend ubergangen, jdoch so viel tzuvorstehen gegeben, das es yr schuld were, das sie e. k. g. nicht eher mit schrifftlichem bericht derwegen besucht mit angeheffter bitt, das e. k. g. sollichs von inen zcu keinen ungnaden und vordrieß vormergken wolten etc. [4] Auff den andern artickell, darynne e. k. g. begeretten bericht zcuentpfhaen, was die bebstliche brieff e. k. g. betreffend innenhilden, uff das sich e. k. g. denselbigen gemeß desto statlicher hyrinne ertzaigen mochten etc., inbey sie underricht gethan, wie das anfenglichen ungeferlich vor XXVIII iaren zcu erlangen die erste commisson in dieser sachen hetten e. k. g. ern Ulrich von Wolffodorff die zceit dechant als einem oratorem hinein gegen Rom abegefertigt, und wer dazcumall solliche erstliche commisson im nhamen der fursten von Sachsen in gemein und also in genere ad instanciam ducum Saxonie non expresso aliquo nomine proprio ipsorum erhalten wurden. Auff welche erste commission sich die andere und volgende die itzige referiren tetten und also das sie allewege uff anregen der fursten von Sachsen unausgedrugkt yre namen widder Fridrich, Albrecht, Johannes ader Georgen etc. erhalden, wie wol nach besagung der acten e. k. g. in allen disen hendeln, die hyrinne ergangen, alletzeit als der churfurst und eldeste furst von Sachsen furgezogen und vorbenennet worden sein. Weitter haben sie lesen lassen drey copeien, welche e. k. g. mittellertzeit umb furderung willen dise sachen an bebstliche heiligkait auch etliche cardinales geschriben, aus welchem ervolgete, das alles, was hyrinne gehandelt were, mit wissen und forderung e. k. g. gescheen. [5] Wo aber e. k. g. uber dise antzeigung ye wissen wolten, wie und was bißanher in diser sache allenthalben gehandelt etc., wurde sollicher ordentlicher proceß bey meinem g. h. von Numburg als furnemlichen commissarien befunden. Wu es auch e. k. g. begeren, wollen sie darob sein, das sie den selbigen e. k. g. mit der tzeit zcuhenden stellen mogen. [6] Auch sey e. k. g. furbehalten, diese procuratores, so in der nottell mit nhamen ausgedrugkt, ader ouch ander nach e. k. g. gefallen zcusetzen. Diese benante personen aber hette ein capittell in der besten meinung furgeschlagen und aus ursach, das sie zcum tail hivor in diser sachen gebraucht. [7] Das auch e. k. g. begeretten, was yren bedengken gewesen, das sie in die nottell gesetzt, wie e. k. g. zcu forderung sollichs gutigs wergks aus sonder andacht und zcuneigung geursacht etc. und sunst kein anders bewegnis angetzeigt etc., haben sie gesagt, das sollichs in gantzer wolmeinung gescheen sey und sunderlich aus disem grundt, dieweil inen yre procuratores auß Rom offtmals geschriben, das diß wergk allein uff andechtiger leute anregen ergehen und erhalten werden muste, und sie die vom capittell e. k. g. als ein cristlichen fursten und gemainen patronen der clerisei auch sunderlichen merher und stieffter der gotsdienst erkant, hetten sie disen eingang der massen stellen lassen. Beten auch gar underteniglichs, das es e. k. g. ye in keinen andern weg vorsehen wolten. Das aber die tzwue notteln, eine e. k. g. und die ander meinem g. h. hertzog Georgen zcustendig, nicht gleichs lauts sein solten etc., haben sie eintrechtiglichen gesagt, es sey inen diß warlich unbewust, yre mainung auch niemals gewess, das eynige enderung in den selbigen gescheen solte. Sie vorhofften auch, das sie in effectum ungezweiet sein wurden, wurde es aber anders befunden, so were es der notarien schuld, die sie begriffen, und haben letzlichen bekant, das sollche nottel von inen nymals ubersehen.
[3] Und erstlich den artickell, darynne ich angetzeigt, was e. k. g. vorursacht, das e. k. g. inen vor dieser zceit kein furderlichen antwort hetten geben mogen, haben sie fast schweigend ubergangen, jdoch so viel tzuvorstehen gegeben, das es yr schuld were, das sie e. k. g. nicht eher mit schrifftlichem bericht derwegen besucht mit angeheffter bitt, das e. k. g. sollichs von inen zcu keinen ungnaden und vordrieß vormergken wolten etc. [4] Auff den andern artickell, darynne e. k. g. begeretten bericht zcuentpfhaen, was die bebstliche brieff e. k. g. betreffend innenhilden, uff das sich e. k. g. denselbigen gemeß desto statlicher hyrinne ertzaigen mochten etc., inbey sie underricht gethan, wie das anfenglichen ungeferlich vor XXVIII iaren zcu erlangen die erste commisson in dieser sachen hetten e. k. g. ern Ulrich von Wolffodorff die zceit dechant als einem oratorem hinein gegen Rom abegefertigt, und wer dazcumall solliche erstliche commisson im nhamen der fursten von Sachsen in gemein und also in genere ad instanciam ducum Saxonie non expresso aliquo nomine proprio ipsorum erhalten wurden. Auff welche erste commission sich die andere und volgende die itzige referiren tetten und also das sie allewege uff anregen der fursten von Sachsen unausgedrugkt yre namen widder Fridrich, Albrecht, Johannes ader Georgen etc. erhalden, wie wol nach besagung der acten e. k. g. in allen disen hendeln, die hyrinne ergangen, alletzeit als der churfurst und eldeste furst von Sachsen furgezogen und vorbenennet worden sein. Weitter haben sie lesen lassen drey copeien, welche e. k. g. mittellertzeit umb furderung willen dise sachen an bebstliche heiligkait auch etliche cardinales geschriben, aus welchem ervolgete, das alles, was hyrinne gehandelt were, mit wissen und forderung e. k. g. gescheen. [5] Wo aber e. k. g. uber dise antzeigung ye wissen wolten, wie und was bißanher in diser sache allenthalben gehandelt etc., wurde sollicher ordentlicher proceß bey meinem g. h. von Numburg als furnemlichen commissarien befunden. Wu es auch e. k. g. begeren, wollen sie darob sein, das sie den selbigen e. k. g. mit der tzeit zcuhenden stellen mogen. [6] Auch sey e. k. g. furbehalten, diese procuratores, so in der nottell mit nhamen ausgedrugkt, ader ouch ander nach e. k. g. gefallen zcusetzen. Diese benante personen aber hette ein capittell in der besten meinung furgeschlagen und aus ursach, das sie zcum tail hivor in diser sachen gebraucht. [7] Das auch e. k. g. begeretten, was yren bedengken gewesen, das sie in die nottell gesetzt, wie e. k. g. zcu forderung sollichs gutigs wergks aus sonder andacht und zcuneigung geursacht etc. und sunst kein anders bewegnis angetzeigt etc., haben sie gesagt, das sollichs in gantzer wolmeinung gescheen sey und sunderlich aus disem grundt, dieweil inen yre procuratores auß Rom offtmals geschriben, das diß wergk allein uff andechtiger leute anregen ergehen und erhalten werden muste, und sie die vom capittell e. k. g. als ein cristlichen fursten und gemainen patronen der clerisei auch sunderlichen merher und stieffter der gotsdienst erkant, hetten sie disen eingang der massen stellen lassen. Beten auch gar underteniglichs, das es e. k. g. ye in keinen andern weg vorsehen wolten. Das aber die tzwue notteln, eine e. k. g. und die ander meinem g. h. hertzog Georgen zcustendig, nicht gleichs lauts sein solten etc., haben sie eintrechtiglichen gesagt, es sey inen diß warlich unbewust, yre mainung auch niemals gewess, das eynige enderung in den selbigen gescheen solte. Sie vorhofften auch, das sie in effectum ungezweiet sein wurden, wurde es aber anders befunden, so were es der notarien schuld, die sie begriffen, und haben letzlichen bekant, das sollche nottel von inen nymals ubersehen.
Zitierempfehlung:
Nr. 228. In: Briefe und Akten zur Kirchenpolitik Friedrichs des Weisen und Johanns des Beständigen 1513 bis 1532. Reformation im Kontext frühneuzeitlicher Staatswerdung. Online-Edition: https://bakfj.saw-leipzig.de/print/228 [Datum des Zugriffs: 08.04.2025]
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