Nr. 1532 Hz. Georg von Sachsen an Kf. Friedrich
· 21. März 1522 (Freitag nach Reminiscere) · Nürnberg · Brief · Abschrift · deutsch ·
A:
LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 226, fol. 62r–64v (Abschrift, mit Kanzleivermerk: „copien hertzog Johansen zuzeschicken“).
B:
SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10299/07, fol. 62r–63v (Konzept, eigh., undatiert).
C:
LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 32, fol. 74r–76r (Abschrift).
Edition:
ABKG 1, S. 293–295, Nr. 321 (Volltext, nach Überlieferung B).
Akten und Briefe zur Kirchenpolitik Herzog Georgs von Sachsen. Bd. 1: 1517–1524, hrsg. von Felician Gess. Leipzig 1985. <https://slub.qucosa.de/api/qucosa%3A33804/attachment/ATT-0/>.
[1] Hz. Georg erhielt das Antwortschreiben Kf. Friedrichs am 18. März. Er folgte in seinem vorherigen Brief nur seinem Gewissen und wollte nichts anderes als die Ehre Gottes und der Heiligen sowie das Seelenheil Kf. Friedrichs fördern. Keinesfalls wollte er den Kf. dadurch belasten, aber auch in einem persönlichen Gespräch hätte er sich nicht anders geäußert. [2] Es ist allgemein bekannt, dass in Wittenberg und anderen kfl. Städten das Abendmahl unter beiderlei Gestalt gereicht wird, Laien die Elemente mit den Händen berühren, die Einsetzungsworte auf Deutsch gesprochen werden, das Blut Christi in weltlichen Gefäßen konsekriert wird, Mönche ihren Habit ablegen sowie in weltlichen Kleidern Messen gehalten, Altäre zerstört, Bilder Gottes und der Heiligen geschmäht und geschändet sowie die Fasten gebrochen werden. In Wittenberg wurde zudem eine neue Ordnung errichtet und in Eilenburg die Pfarrei gestürmt und mit einem Esel in die Kirche eingeritten. All dies und vielleicht noch mehr geht gegen die Ehre Gottes und der Heiligen und widerspricht der Ordnung, dem Gebrauch und den Satzungen der Kirche. [3] Hz. Georg gibt Kf. Friedrich nicht die Schuld für diese Vergehen und hat auch nicht gehört, dass sonst jemand dies tut. Viele wundern sich aber, dass Kf. Friedrich die Schuldigen nicht bestraft und der Entwicklung dadurch Einhalt gebietet, was ihm leicht möglich wäre. Immerhin konnte Friedrich verhindern, dass die in der Stadt Wittenberg eingeführten Neuerungen auch im [Allerheiligenstift] (thumb) eingeführt wurden. Hz. Georg versteht nicht, warum Kf. Friedrich nicht einschreitet. Er selbst hätte es in seinem Land längst getan. [4] Da man den, der eine böse Tat nicht verhindert, obwohl es in seiner Macht steht, dem Täter gleichstellen kann, hat er Kf. Friedrich davor gewarnt, dass man ihn mit dem [böhmischen] Kg. Georg [Podiebrad] vergleichen könnte. [5] Den Schriftwechsel zwischen Bf. [Johann VII.] von Meißen und Kf. Friedrich hat Hz. Georg gelesen und für gut befunden. Es sollte nicht dazu kommen, dass der Bf. dem Kf. anzeigt, was dieser zu tun hat. Kf. Friedrich kann selbst beurteilen, was der Ehre Gottes und seiner Seligkeit am besten dient. [6] Hz. Georg erhielt am 19. März eine Schrift, aus der hervorgeht, dass Martin [Luther] in Wittenberg sein und öffentlich predigen soll, obwohl er in Bann und Acht ist. Kf. Friedrich soll darauf achten, dass ihm daraus nicht Ärger mit Gott und der Welt entsteht. Auch wenn es [Luther] süß anstellt, kann er wie ein Skorpion zustechen. Hz. Georg bittet Kf. Friedrich, auf seine Untertanen gut achtzugeben.
Zitierempfehlung:
Nr. 1532. In: Briefe und Akten zur Kirchenpolitik Friedrichs des Weisen und Johanns des Beständigen 1513 bis 1532. Reformation im Kontext frühneuzeitlicher Staatswerdung. Online-Edition: https://bakfj.saw-leipzig.de/print/1532 [Datum des Zugriffs: 15.05.2025]
Lizenz:
Creative Commons, Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0)