Nr. 1700 Hans von der Planitz an Kf. Friedrich
14. November 1522 (am XIIII. Tag Novembris) · Nürnberg · Brief · Ausfertigung · deutsch ·
A:
LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 89, fol. 107r–110v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen).
Edition:
Wülcker/Virck: Planitz Berichte, S. 242–247, Nr. 111 (Volltext).
Des kursächsischen Rathes Hans von der Planitz Berichte aus dem Reichsregiment in Nürnberg 1521–1523, hrsg. von Ernst Wülcker und Hans Virck (Schriften der königlich sächsischen Kommission für Geschichte 3). Leipzig 1899.
[1] Hans von der Planitz informiert Kf. Friedrich über die Ankunft [Ebf. Albrechts] von Mainz auf dem Reichstag und über weitere Teilnehmer. [2] Nachrichten über Krieg zwischen England und Frankreich. [3] Nachrichten über Verhandlungen vor dem Reichsregiment sowie die Verfolgung Franz von Sickingens. [4] Der päpstliche Nuntius [Francesco Chieregati] soll die „Annotationes in epistolas Pauli ad rhomanos et Corinthios“ Philipp Melanchthons erhalten haben. Daraus zog er Artikel, die er für ketzerisch hält, darunter über die Gewalt des Papstes, die guten Werke, den freien Willen und den Widerstand gegen die Türken. Diese Artikel soll [Chieregati] an Ehz. Ferdinand [von Österreich] mit der Anzeige übergeben haben, dass in Nürnberg ketzerische Bücher verkauft werden. Er bat, dass dies nicht mehr gestattet wird. Die Antwort kennt Planitz nicht. [5] Heute kam ein Brief Hz. Georgs von Sachsen an das Reichsregiment an, mit dem er [Martin] Luthers lateinische Schrift gegen Kg. [Heinrich VIII.] von England überschickte. Hz. Georg hatte die deutsche Fassung bereits [am 6. August] an das Reichsregiment gesandt. Hz. Georg brachte erneut vor, dass in der Schrift Ks. [Karl V.] beleidigt wird. Er benannte sogar die anstößige Stelle im Eingang der Schrift, die auch von Ehz. Ferdinand und anderen angeführt wird. Hz. Georg schrieb weiter, dass er dem Reichsregiment bereits ein Buch geschickt hat, in dem Papst, Ks. und der Kg. von England beleidigt werden. Aus der Antwort entnahm Hz. Georg, dass er sich mit dieser Sache nicht quälen muss. Da Luther jedoch in der lateinischen Schrift nochmals Papst, Ks. und Kg. und besonders Ks. [Karl V.] beleidigt, sah Hz. Georg es als seine Pflicht an, das Reichsregiment und den Statthalter darüber zu informieren. Nach Ansicht des Planitz hoffte Hz. Georg, da jetzt Ehz. Ferdinand Statthalter ist, eine bessere Antwort zu bekommen als die, die ihm bereits gegeben wurde. Dies wird sicher so geschehen. Es wurde beraten und beschlossen, Hz. Georg zu antworten, dass man sich bedankt und der Sache weiter nachgehen wird. Wenn sich in dieser Sache etwas anderes ergibt, will Planitz den Kf. darüber unterrichten. Bis auf zwei waren alle gegen Luther. Kf. Friedrich wurde allerdings nicht erwähnt, vielleicht weil Planitz anwesend war. Die Sache soll den Reichsständen vorgetragen werden. Ehz. Ferdinand hat einen Ausschuss mit Ebf. [Matthäus] von Salzburg, Bf. [Bernhard] von Trient, Sebastian von Rotenhan, dem kurtrierischen Kanzler [Heinrich von Thüngen] sowie [Gregor] Lamparter eingesetzt, von denen alle außer Rotenhan gegen Luther eingestellt sind. [Johann] Rehlinger und Planitz wollte man nicht dabei haben. Sie werden sich aber anhören, was der Ausschuss sagen wird, und sich vorbehalten, dagegen zu sprechen. Planitz bittet Kf. Friedrich, gnädig an ihn zu denken. [6] Nachrichten über Joachim von Maltzan und dessen Vater Bernhard. [7] Versammlung von Grafen und Rittern in Straßburg. Nachrichten über eine Flugschrift. [8] Nachschrift: Der Münzmeister und der Waradin vom Schneeberg waren in Nürnberg und übergaben ihren Ratschlag dem Reichsregiment. Bf. [Konrad II.] von Würzburg ist angekommen.
Zitierempfehlung:
Nr. 1700. In: Briefe und Akten zur Kirchenpolitik Friedrichs des Weisen und Johanns des Beständigen 1513 bis 1532. Reformation im Kontext frühneuzeitlicher Staatswerdung. Online-Edition: https://bakfj.saw-leipzig.de/print/1700 [Datum des Zugriffs: 17.06.2025]
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