Nr. 142 Margaretha von Hutten an Kf. Friedrich
1. Mai 1514 (Philippi und Jacobi) · [Weida] · Brief · Ausfertigung · deutsch
A:
LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1450, fol. 1r–2v (Ausfertigung, zu eigenen Händen).
[1] Margaretha von Hutten, Priorin des Dominikanerinnenklosters zu Weida, teilt Kf. Friedrich mit, dass ihr vor über einem Jahr die Sorge über das Kloster Weida übergeben wurde. Über die Armut und Verschuldung des Klosters, die sie bei ihrer Einsetzung vorfand, möchte sie schriftlich nicht zu viel erzählen. [2] Die Klostergebäude sind in einem sehr schlechten baulichen Zustand. Aufgrund der Schäden im Dach steht seit längerer Zeit Wasser auf dem Boden, und am 27. März ist ein Drittel des Schlafhauses eingestürzt. Daraufhin hat die Priorin den Pfleger des Klosters und etliche Bauleute in das Kloster gelassen, damit sie den entstandenen Schaden und den Zustand der Bauten besichtigen. Nach Meinung der Sachverständigen sind die Nonnen ohne umfangreiche bauliche Maßnahmen in den einsturzgefährdeten Gebäuden nicht mehr sicher. [3] Von Hutten beklagt, dass das Kloster kein Geld hat, um die Baumaßnahmen anzufangen, da die Ausgaben des Klosters höher sind als die Einnahmen. Die Zinseinnahmen betragen 163 alte Schock 24 Groschen und 2 Pfennige. Dem gegenüber stehen Ausgaben von jährlich 117 alten Schock 12 Groschen für kuchen sowie 62 alten Schock 5 Groschen für Getränke, weil die Nonnen zusammen mit vier Priestern täglich 30 Menschen mit Speis und Trank zu versorgen haben. Hinzu kommen 101 Gulden sowie 61 alte Schock für Löhne, für die Pferde und für den Bedarf der Nonnen. Unterstützung erhalten die Nonnen vom Kf., der ihnen aus Gnaden Geld und Getreide gibt, wofür sie sich bedanken, und von den vetern von Leipzig [Dominikanerkloster zu Leipzig], die aber nicht mehr geben können. [4] Von Hutten bittet den Kf. nachdrücklich um Hilfe für den Bau, um das begonnene göttliche Werk [der Reform] zu erhalten, indem sie als Fremde in diesem Land gehorsam an den Kf. appelliert. [5] Für den Fall, dass der Kf. dem Kloster die nötige Hilfe nicht gewährt, bittet Margaretha von Hutten um Entlassung (urlaub) und um Unterstützung, damit sie wieder in die Heimat zurückkehren kann.
Zitierempfehlung:
Nr. 142. In: Briefe und Akten zur Kirchenpolitik Friedrichs des Weisen und Johanns des Beständigen 1513 bis 1532. Reformation im Kontext frühneuzeitlicher Staatswerdung. Online-Edition: https://bakfj.saw-leipzig.de/print/142 [Datum des Zugriffs: 09.05.2025]
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