[1] Propst, Dekan und Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg antworten auf das Schreiben Kf. Friedrichs und listen dessen darin geäußerten Kritikpunkte nochmals auf. [2] Die Stiftsherren begründen die Verzögerung ihrer Antwort. Propst [Henning Göde] wurde auf eigenen Wunsch ausgeschlossen, da der Artikel zur Jurisdiktion ihn und sein Amt betrifft, und er nicht den Eindruck erwecken wollte, die Entscheidung der Stiftsherren zu beeinflussen. [3] Die Stiftsherren berichten, dass sie die Bulle des Papstes Bonifatius IX. mit der des Papstes Julius II. verglichen und festgestellt haben, dass sie nicht das Recht haben, dem Dekan die Jurisdiktion über die Stiftspersonen zu übertragen und dem Propst zu entziehen. Sie haben jedoch dem Propst ihre Beschwerden vorgetragen und sich mit ihm geeinigt, seine Jurisdiktion gegenüber den Stiftsherren nur mit Kenntnis und Rat des Kapitels zu gebrauchen. [4] Ihnen ist nicht bekannt, dass der Propst [Johann] Mugenhofer den Artikel zur Jurisdiktion mit ihrer Einwilligung angenommen hat. [5] Die Stiftsherren teilen zudem mit, dass sie den Gottesdienst und die Stiftungen wie bisher beibehalten und Vergehen gegen die Statuten bestrafen wollen. [6] Sie bitten den Kf. um eine weitere Frist von vier Wochen für ihre Antwort und um nochmalige Übersendung der Statuten.
[1] Durchleuchtigster hochgeborner churfurst, e. churf. g. sindt unnßer andechtig gebett gegen gott unnd gehorßame schuldige dinst mit fleyß allezceyt zuvor. Gnedigster herr, e. churf. g. negsts schreyben, wie wir mit jungster unnser antwort, dar yn der probst nit begriffen, uber unnser zcusage vorzcogen unnd deß eydes beschwerung vorgewandt, keyne andere statuta zcu machen, do durch gots dinst geryngert mocht werden, ßo doch e. churf. g. nit gemeynt, daß nit weyters gestifft oder gots dinst gemehrt werden solt, sundern unns zcu dem zuvorpflichtigen, daß von e. churf. g. vorfahrn, e. g. unnd e. g. bruder gestifftet ißt unnd gestifftet solt werden, nit zcu mynnern unnd ßo unnßer personen ubertretten vormeldet sey, was straffe darumb seyn solle unnd derhalben vor eynen meyneidt nit angesehen mag werden, daß wir auch der jurisdiction halben wißen, was dye bulla Julii vormag, unnd das wir unns erstlich beschwert, daß dye eyn probst solt haben, auch daß sich probst unnd dechant in e. g. vorordenten unnd unnßerm beyweßen undterredt, wie eß mit der jurisdiction gehalten solt werden, daß wir unns dan gefallen hetten laßen unnd e. g. vor eyn gescheyden sache gehalten, haben wir zcu sampt eynem angezceigten artickel, ßo doctor Mugenhoffer seliger alß eyn probst mit etlichen von unns der jurisdiction halben ubergegeben unnd gesetzt, dye sachen auch hievor auff e. churf. g., was sye vor gutt darynnen ansehen, gestalt, haben wir furders einhalts irer meynung vorstanden. [2] Unnd fugen e. churf. g. derwegen mit aller demutt wißen, daß mit unnser negsten antwort vorzcogen, ißt keins unfleißes halben vorblieben, sundern durch unnßer nodturfft unnd grossigkeyt deß handels, wan unns nit schwerers mag furgefallen, dan auffrichtung ewiger gesetze unnd unns unnd unnßer nachkommen mit ßo hohen pflichten zuvorbynden, do zcu dan vill umbstende pillich zcu betrachten unnd zcu ermeßen sindt. Daß der probst außgelaßen, ißt mit seynem willen geschehen unnd der ursache, dieweil daß statutt der jurisdiction halben ynen unnd seyn dignitett belangt, daß eß nit do fur geachtet oder angesehen mocht werden, alß hett er unns diß oder eyn anders zcu statuiren gemussigt, sundern hatt daß zcu unns gestellet, do bey zuthun unnd setzen, alß wir das mit rechte gegen allen gots heyligen, allen stifften unnd der gelerten handt yn ansehung der ersten unnd letzten bebstlichen bullen wißen unnd wollen vorantworten. [3] Szo haben wir dye erste bapst Bonifatii bullen gegen der andern deß bapsts Julii mit allem fleiße unnd bestem unßerm vorstentniß erwogen, unns dar auff undterredt unnd dar auß yn ansehung der grunde der recht nit mogen fynden noch gezcyhen, daß dye jurisdiction dem probste genommen unnd dem dechandt zcugestalt sey. Nachdem beyde bullen privilegia vormelden unnd yn der andern der ersten, wie sich geburt, nit derogirt, bepstliche gemuthe auch nit ißt, dem eynem seyn recht zunehmen unnd dem andern zugeben, eß wurde dan mit klaren lautern worten außgedruckt, szo konnen noch wißen wir bey unns nit zcu fynden, daß wir durch unnßer statuirung macht hetten, dem dechant eyn jurisdiction uber der kirchen personen, dye exempt sindt (alß e. g. stifft ißt), vom obersten biß zcum nyddersten zu geben unnd dem probste zu nehmen, ane vorruckung der kirchen freyheyt, exemptien unnd der probstey hochsten privilegien. Wol hatt der probst macht, alß eyn gesatzter romischer richter, den dechant unnd ander prelaten zcu subdelegiren, deß er sich dan auch erboten unnd mit dem dechant der meynung unnd yn keyner andern gestalt unns wissentlich voreyniget hadt. Wir haben unns auch gegen dem probste der jurisdiction halben deß beschwert, daß er sich erstlich hatt horen laßen, der jurisdiction zcugebrauchen widder dye andern prelaten unnd canonicken ane zuthun deß capittels. Szo er aber unnßer beschwerung gehort unnd nachgelaßen, lauts unsers gefaßten statuts der jurisdiction yn dye canonicken mit wißen unnd radt deß capittels zcugebrauchen, sindt wir mit ime eynig. Haben auch darauff daß statutt gesetzt unnd nymands bevoheln, von unnsernt wegen weyter zcu klagen. [4] Szo wißen wir auch nit, daß probst Mugenhofer seliger den artickel der jurisdiction mit unsern willen der massen gestalt unnd angenommen sey, aber wol, daß er mehr dan eyns im capittel uffentlich protestirt, seynen nachkomen in der probstey derhalb nichts zcu begeben. [5] Unnd ßo wir unns dan auch erboten haben zcu setzen unnd zcu schweren, den gotsdinst unnd was gestifftet ist oder wirdet zcu halten unnd keyn neu statutt zcu machen, do durch solichs mocht gemynnert oder geweynigert werden, ßo unns anders daß folgt unnd bleibt, domit dye angenommen stifftungen sindt begifftigt, auch ßo imands widder dye statuta vorbrechen, denselben mit geburlicher straffe unnd peenen vorzcunehmen unnd solichs allewege unnßer bestendige unnd unvorwenglich gemuthe geweßen unnd noch, [6] ist unnser undterdenige bethe, e. churf. g. wollen unns nochmall vier wochen geben unnd unns unnßer ersten ubergeschigkten statuta gnediglich widder uber senden, wollen wir entlich statuta volnzcyhen, wie wir daß gegen gott, alle seynen heyligen unnd menniglichen konnen unnd wißen mit aller bestentlicheyt zuvorantworten unnd dar auff unnßer gster. herr seyn, daß wollen wir mit unserm gebethe unnd gehorsamen dinsten geschickt seyn alleweg zuvordynen.
[1] Durchleuchtigster hochgeborner churfurst, e. churf. g. sindt unnßer andechtig gebett gegen gott unnd gehorßame schuldige dinst mit fleyß allezceyt zuvor. Gnedigster herr, e. churf. g. negsts schreyben, wie wir mit jungster unnser antwort, dar yn der probst nit begriffen, uber unnser zcusage vorzcogen unnd deß eydes beschwerung vorgewandt, keyne andere statuta zcu machen, do durch gots dinst geryngert mocht werden, ßo doch e. churf. g. nit gemeynt, daß nit weyters gestifft oder gots dinst gemehrt werden solt, sundern unns zcu dem zuvorpflichtigen, daß von e. churf. g. vorfahrn, e. g. unnd e. g. bruder gestifftet ißt unnd gestifftet solt werden, nit zcu mynnern unnd ßo unnßer personen ubertretten vormeldet sey, was straffe darumb seyn solle unnd derhalben vor eynen meyneidt nit angesehen mag werden, daß wir auch der jurisdiction halben wißen, was dye bulla Julii vormag, unnd das wir unns erstlich beschwert, daß dye eyn probst solt haben, auch daß sich probst unnd dechant in e. g. vorordenten unnd unnßerm beyweßen undterredt, wie eß mit der jurisdiction gehalten solt werden, daß wir unns dan gefallen hetten laßen unnd e. g. vor eyn gescheyden sache gehalten, haben wir zcu sampt eynem angezceigten artickel, ßo doctor Mugenhoffer seliger alß eyn probst mit etlichen von unns der jurisdiction halben ubergegeben unnd gesetzt, dye sachen auch hievor auff e. churf. g., was sye vor gutt darynnen ansehen, gestalt, haben wir furders einhalts irer meynung vorstanden. [2] Unnd fugen e. churf. g. derwegen mit aller demutt wißen, daß mit unnser negsten antwort vorzcogen, ißt keins unfleißes halben vorblieben, sundern durch unnßer nodturfft unnd grossigkeyt deß handels, wan unns nit schwerers mag furgefallen, dan auffrichtung ewiger gesetze unnd unns unnd unnßer nachkommen mit ßo hohen pflichten zuvorbynden, do zcu dan vill umbstende pillich zcu betrachten unnd zcu ermeßen sindt. Daß der probst außgelaßen, ißt mit seynem willen geschehen unnd der ursache, dieweil daß statutt der jurisdiction halben ynen unnd seyn dignitett belangt, daß eß nit do fur geachtet oder angesehen mocht werden, alß hett er unns diß oder eyn anders zcu statuiren gemussigt, sundern hatt daß zcu unns gestellet, do bey zuthun unnd setzen, alß wir das mit rechte gegen allen gots heyligen, allen stifften unnd der gelerten handt yn ansehung der ersten unnd letzten bebstlichen bullen wißen unnd wollen vorantworten. [3] Szo haben wir dye erste bapst Bonifatii bullen gegen der andern deß bapsts Julii mit allem fleiße unnd bestem unßerm vorstentniß erwogen, unns dar auff undterredt unnd dar auß yn ansehung der grunde der recht nit mogen fynden noch gezcyhen, daß dye jurisdiction dem probste genommen unnd dem dechandt zcugestalt sey. Nachdem beyde bullen privilegia vormelden unnd yn der andern der ersten, wie sich geburt, nit derogirt, bepstliche gemuthe auch nit ißt, dem eynem seyn recht zunehmen unnd dem andern zugeben, eß wurde dan mit klaren lautern worten außgedruckt, szo konnen noch wißen wir bey unns nit zcu fynden, daß wir durch unnßer statuirung macht hetten, dem dechant eyn jurisdiction uber der kirchen personen, dye exempt sindt (alß e. g. stifft ißt), vom obersten biß zcum nyddersten zu geben unnd dem probste zu nehmen, ane vorruckung der kirchen freyheyt, exemptien unnd der probstey hochsten privilegien. Wol hatt der probst macht, alß eyn gesatzter romischer richter, den dechant unnd ander prelaten zcu subdelegiren, deß er sich dan auch erboten unnd mit dem dechant der meynung unnd yn keyner andern gestalt unns wissentlich voreyniget hadt. Wir haben unns auch gegen dem probste der jurisdiction halben deß beschwert, daß er sich erstlich hatt horen laßen, der jurisdiction zcugebrauchen widder dye andern prelaten unnd canonicken ane zuthun deß capittels. Szo er aber unnßer beschwerung gehort unnd nachgelaßen, lauts unsers gefaßten statuts der jurisdiction yn dye canonicken mit wißen unnd radt deß capittels zcugebrauchen, sindt wir mit ime eynig. Haben auch darauff daß statutt gesetzt unnd nymands bevoheln, von unnsernt wegen weyter zcu klagen. [4] Szo wißen wir auch nit, daß probst Mugenhofer seliger den artickel der jurisdiction mit unsern willen der massen gestalt unnd angenommen sey, aber wol, daß er mehr dan eyns im capittel uffentlich protestirt, seynen nachkomen in der probstey derhalb nichts zcu begeben. [5] Unnd ßo wir unns dan auch erboten haben zcu setzen unnd zcu schweren, den gotsdinst unnd was gestifftet ist oder wirdet zcu halten unnd keyn neu statutt zcu machen, do durch solichs mocht gemynnert oder geweynigert werden, ßo unns anders daß folgt unnd bleibt, domit dye angenommen stifftungen sindt begifftigt, auch ßo imands widder dye statuta vorbrechen, denselben mit geburlicher straffe unnd peenen vorzcunehmen unnd solichs allewege unnßer bestendige unnd unvorwenglich gemuthe geweßen unnd noch, [6] ist unnser undterdenige bethe, e. churf. g. wollen unns nochmall vier wochen geben unnd unns unnßer ersten ubergeschigkten statuta gnediglich widder uber senden, wollen wir entlich statuta volnzcyhen, wie wir daß gegen gott, alle seynen heyligen unnd menniglichen konnen unnd wißen mit aller bestentlicheyt zuvorantworten unnd dar auff unnßer gster. herr seyn, daß wollen wir mit unserm gebethe unnd gehorsamen dinsten geschickt seyn alleweg zuvordynen.
Zitierempfehlung:
Nr. 424. In: Briefe und Akten zur Kirchenpolitik Friedrichs des Weisen und Johanns des Beständigen 1513 bis 1532. Reformation im Kontext frühneuzeitlicher Staatswerdung. Online-Edition: https://bakfj.saw-leipzig.de/print/424 [Datum des Zugriffs: 14.12.2025]
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