[1] Kf. Friedrich berichtet Propst [Ernst von Schleinitz] und Dekan [Johannes Hennig] des Domstifts zu Meißen, dass sich einige Untertanen aus Prettin über den Offizial [Georg von Rotschitz] beschwert haben, weil sie von ihm unbegründet gerichtlich verfolgt werden. Kf. Friedrich hat bereits in dieser Sache an den Dekan geschrieben, ohne dass der Offizial entsprechend unterwiesen wurde. [2] Kf. Friedrich hatte darum gebeten, dass die betreffenden Streitfälle an den Erzpriester zu Prettin überstellt werden. Stattdessen gestand der Offizial einen Aufschub bis zum 6. Januar 1518 zu, was darauf schließen lässt, dass er weiter gerichtlich gegen die Prettiner vorgehen wird. [3] Kf. Friedrich verlangt, dass Propst [Schleinitz] mit Dekan [Hennig] anordnet, dass der Offizial sein Vorgehen gegen Friedrichs Untertanen solange einstellt, bis dieser wieder in Torgau ist. Untertanen sollen nur dann gerichtlich belangt werden, wenn ihnen eine Schuld nachgewiesen werden kann. Kf. Friedrich und sein Bruder, Hz. Johann, werden es nicht hinnehmen, wenn der Offizial weiter unverhältnismäßig gegen ihre Untertanen vorgeht.

[1] Fridrich. Unsern grus zuvor. Erwidige, wirdige und erbarn, lieben andechtige. Wir gebn euch gnediger meynung zuerkenen, das uns hivor etlich unser undertanen und verwanten zu Brettin clagend habn anzeigen lassen, welcher gestalt sie umb vermeint ehbruch und ander sachn, die sie nye beruchtigt, vil weniger oberwunden, von des dechants official bey euch mit unzimlicher und unrechtlicher furnehmung zubeschweren und seins gefallens zu citiren understanden werden sollen, welchs dan von seinem vorfaren, als sie anzaigen, nyemals bescheen. Wie dan dieselb unser schrifft, der inhalt ir euch bey dem dechant ader official zuerlernnen habt, ungeverlich weiter vermelden tut. Und wie wol wir uns und nit unbillich versehn hetten, dy verfugung sol dermassen durch den dechant bey seinem official bescheen sein, ist es doch underlassen und uns von inen beiden antwurt worden, der wir auch zuinligent ubersenden. [2] Weil dan der official das jhenig, so wir bey dem dechant gesucht, nemlich das dy sachn fur den ertzbriester zu Brettin solten geweist und georttert werden, in seinem bericht und antwurt gantz ubergeht und von ainem aufschub bis uf trium regum meldn tut, darauf doch unser begerung nit gestanden, ist leichtlich zuerweissen, dieselb zeit verscheinet, das er mit seinem beschwerdlichn und unbillichn furnemen, wie itzt bescheen, gegen den unsern weiter zuverfaren nit unterlassen wirdet. Darzu gibet derselb official dy unsern in berurtr seiner schrift dermassen an, als weren sie berait an der vermeinten bezichtigung schuldig, die sie doch villeicht nit bekentlich und vil weniger uberwunden. [3] Darumb ist unser begern, ir wellet mit gedachtm dechant verfugen, seinen official dahin zuhalten, das er mit disen unnd dergleichn sachen gegen den unsern, derer also zubedrangen und wider billigkait zubenettigen und zubeschedigen furhat, bis auf den tag, so er zu Torgau sinodum halten werd, ruhe und anstant gebe, welchen dan derselbn bezichtigung schuldig befunden, ist uns nit entgegen, das der ader dieselbn derhalbn zimlicher und leidlicher weis gestraft werden. Welche aber unschuldig, das die auch darbey bleibn unnd das sich der official die unsern furder seins aign willens unnd gefallens der gestalt umbzutreibn, zuschmehen und zubeschweren enthalte. Dan wo es nit beschiet, habt ir bey euch selbs leichtlich zu bedenken, das dem hochgebornen fursten, unsrm liebn bruder, hertzog Johansen etc., und uns, inkeinen weg leidlich ist, dem official zugestatten wider zuverhangen dy unsrn also seins gefallens umb leichtfertig und unverschulte sachn zubedrangn und in schaden zufuren. Das habn wir euch nit verhalten wolln und ir tut uns in dem zur billkait guts gefallen.
Zitierempfehlung:
Nr. 648. In: Briefe und Akten zur Kirchenpolitik Friedrichs des Weisen und Johanns des Beständigen 1513 bis 1532. Reformation im Kontext frühneuzeitlicher Staatswerdung. Online-Edition: https://bakfj.saw-leipzig.de/print/648 [Datum des Zugriffs: 16.07.2025]
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