Nikolaus Hausmann an Hz. [Johann]
[vor 20. März 1524] · [Zwickau] · Brief · Reinschrift · deutsch
A:
LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 38, fol. 1r–14r (Reinschrift, mit Vermerk auf fol. 1r: „Nicolaus Haußman, pfarhers zcu Zwickau, bericht von allerley bebstlichen beschwerlichen mißbreuch unnd vorschlag, wie sie mögen abrogirt werden.“).
Edition:
Preller: Hausmann, S. 347–365 (Volltext).
Preller, Ludwig: Nicolaus Hausmann, der Reformator von Zwickau und Anhalt. Zwei Gutachten von ihm über die Reformation von Zwickau, sammt andern Beiträgen zur Geschichte der Reformation daselbst. In: Zeitschrift für die historische Theologie 22 (1852). <https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10028478>, S. 325-379.
Bemerkung:
Zur zeitlichen und sachlichen Einordnung: Der mündliche Vortrag vor Hz. Johann, infolgedessen dieser Bericht entstand, erfolgte vermutlich im Rahmen von Hausmanns Aufenthalt in Weimar Ende Februar 1524. Zu einer Veränderung der Messe in Zwickau kam es schließlich ab dem Palmsonntag (20. März 1524), vgl. Fröhlich, Anne-Rose: Die Einführung der Reformation in Zwickau. In: Mitteilungen des Altertumsvereins für Zwickau und Umgegend 12 (1919), S. 1–74, hier S. 24f. und 50f.
[1] Nikolaus Hausmann erläutert Hz. [Johann] im Anschluss an ein Gespräch über die Schwierigkeiten Hausmanns bei der Amtsführung als Pfarrer an der Marienkirche in Zwickau Fehlentwicklungen in der Kirche und unterbreitet Vorschläge zu deren Korrektur. Die kirchlichen Ämter entstanden in der Urgemeinde im gemeinsamen Leben um die Feier des Abendmahls. [2] Empfehlung für die Geistlichen zur Rückkehr zu einem Leben in einer Gemeinschaft, die das Kirchen- und Schulwesen einer Gemeinde unterhält. [3] Kritik am Mönchswesen. [4] Vorschläge zur Verbesserung des Kirchenwesens in Abstimmung mit dem Rat zu Zwickau vorbehaltlich der Zustimmung Hz. [Johanns] und Bf. [Philipps] von Naumburg. [5] Wenn eine priesterliche Gemeinschaft und brüderliche Ordnung im Territorium Hz. [Johanns] eingeführt werden und anderen als Beispiel dienen sollen, muss der Hz. in Abstimmung mit Bf. [Philipp] von Naumburg zahlreiche Missbräuche abschaffen. [6] Anstatt des Haltens unzähliger Messen sollen die Priester der Gemeinde vorstehen und dafür jährlich eine Bezahlung von ihren Lehen erhalten. Die Lehen der Absenten sollen in die Kollekte geschlagen werden. [7] Die Eucharistie muss unter beiderlei Gestalt ausgeteilt werden. [8] Einschränkungen der Eucharistie führten dazu, dass der Glaube abgenommen hat. [9] Dagegen sind verschiedene Missbräuche gegen die Ordnung Christi eingeführt worden. [10] Weitere Missbräuche.
[1] [Vita canonica communis] Durchlauchter hochgebornner fürst, gnediger her, e. f. g. befelh unnd beger nach als ein gehorsamer e. f. g. untertheniger caplan zu ferner unterrichtung meiner angetragen artickel, jungst von mir mündtlich angehört, zeyge ich e. f. g. am ersten clerlich an von wegen meins entpfolenen beschwerlichen pfarlehenns in e. f. g. statt Zwickau, wie das im anfang nach der himelfart unnsers heylands Jesu Criste die heylige gemeine cristliche vorsamlung antstanden sey nach anweysung der apostolischen geschicht, die zeit von den jüngern unnd apostolis Criste ein ordentlich regulirt gemein leben im glauben unnd wercken unnd sunst auch zcur notturfft des leichnams eintrechtigk ausgesatzt worden. Nicht allein den gewelten geforderten eldesten, prister, bischofen, dienern in einer itzlichen stat besundern von gemeynem volck, welchs die zeit den cristlichen glauben angenomen, festlichen zu halten, also das alle zugenge unnd ubergaben zu erhaltung der cristenheit zusammen getragen unnd was iderman not gewesen zur notturfft, ist aus gemeinem schatz gleich ausgeteilt worden, den bettel zur schmacheit cristlicher libe, itzunder zu unsern zeiten geweltig eingerissen, zuvorhüten.
[Episcopus, diaconi. Oblacionis, distributio] Der bischoff, itzunder pfarner genant, in itzlicher statt mit sampt seinen zugegeben diaconis, die bey uns caplane heyssen, gleichen solt, gemeinen tisch unnd wonung bey einander gehabt, allein mit gottes heyligen evangelio, der frolichen tröstlichen bottschafft von Cristo Jesu unns vorkündigt, umbgangen unnd die zum glauben kommen, cathozesirt, exorsesirt, darnach getaufft, das neu testamentum am abentessen von Cristo zum ewigen gedechtnus seins leydens und todes ausgesatzt, allen gleubigen teglich communicirt, das ist mitgeteylt, das evangelium under der messe mit vorkündiget zu erinnerung unnd dancksagung entpfanger wolthat, darnach den armen, wo sie diß gewust, was ubrig gewest und vom opffer gefallen, wie auch Laurencius zu Rom gethan, der levita nach der messe gleich ausgeteylet, wie dan itzunder diser brauch vor allen dingen solt widerumb aufgericht werden, zu erweren der pfarner unseligen unnd uncristlichen geitz.
Do aber der cristlich glaub begunde zu wachssen, sich in der welt, in landt unnd stetten auszcubreiten, unnd die aposteln musten die grosse stett mit bischoff, pfarner unnd dienern besetzen, ordentlich alle dingk zu bestellen, hat die religio zugenommen, die lieb gebrant unnd der gemein nutz geistlich unnd leiplich sein besserung entpfangen, also crefftig, das die ampt unnd dinst des cristlichen volcks mitler zeit in vil personen abgesündert unnd geteilt seint worden.
[2] [Nomina dignitatum et officiorum] Wie dann e. f. g. wol abzunemen haben zu hohen thummen unnd stifften in grossen titeln unnd namen und wirdigkeiten, von menschen erfunden, nicht ausem evangelio herbracht nach von den apostolis genant, also das einer heist prepositus, der ander archidiaconus, der dritt decanus unnd nacheinander zuvorzelen etzlicher scolasticus, cantor, custos, officialis, vicarius, caplani, choraules etc., die alle sampt nicht zuvorachten weren, wu man mer mühe unnd arbeit betrachte, dan herliche tag ansehe, welche doch alle darzu von fürsten unnd hern in der stifftung verordent gewest, die pfarkirchen, schulen, hospitalia, arme krancke notturfftige menschen, auch verstorbene zu bestellen, versorgen, achtung auf sie zu geben. Wie aber itzunder ein lange zeit verschinnen, diß in ubung gehalden unnd ausgeteylt, ist vor augen. Dan aller meyst eygner nutz, zeitliche ehre, erhöhung der geschlecht, gute faule tag in aller wollust gesücht würt vil mer dann götlich lob, besserung gemeyner cristennheit des elenden irrenden volcks. Darumb es am fürnemlichsten angefangen unnd in allen grossen stetten dermassen solt gehalden werden.
[Erarium commune] Dan diese stende der cristlichen bruderschafft, oben vormelt, seint alle umb zierheit unnd libe die scheflein Cristi anzureytzen, auch domit sie unbeschwert von der pristerschafft bliben, aus einem commun zu leben verordent, keine beschwerung von wegen der sacrament, schulen, begrebnus, arbeit, dinst unnd mühe uff sie zu legen. Es ist aber das geben unnd schinden so weit eingerissen, behüt got, so es die leng stehen solt, das arm volck würde biß uf die riben an alle barmhertzigkeit geschindet, wider alle billickeit auch darzu vorbannet, wie dan im brauch gestannden.
[Vocatio. Electio. Episcopatus. Episcopus. Electio. Monastice virgines] Unnd das e. f. g. ferner unterricht werde, so hat das gemein volck alwegen vom anfanck den cristlichen kirchen zusampt der oberkeit beyderseits mit die wale unnd forderung gehabt, so jemant solt zum bischoff, das ist pfarner aber diacon, capalanum gekorn werden, auff das nicht dem heiligen geist die thür geschlossen, gunst, gelt, adlich geblüt, freuntschafft aber haß angesehen, die frommen, gotförchtigen, gelerten, armen, darzu tüglich, ubergangen unnd voracht, gleich als musten die bistumb mit dem eusserlichen schwert erhalten werden, so doch allein ein itzlicher bischoff wie sant Paulus clare anzeygung gibt, mit dem wort gottes umbgehen sal, do er spricht: Sic nos existimet homo ut ministros et dispensatores misteriorum dei etc., nicht eusserlich gewalt mit reysigem zeuge erzeygen, zu erschrecken die einfeltigen menschen unnd sünderer schmach, unnserm demütigen armen hertzlichen bischoff Jesu Cristo, von dem dise ehre her geflossen, doch alzeit auff erden geflohen. Dan bischoff heist eygentlich bein schaffen, beyschaff, das er ir fleyssig mit heylsamer lere wartte, vorn welffen vorware, nicht zurissen würden. Es hat sich gar übel geschickt unnd ist vil zancks, unwillen daraus entstanden, so landt und stett, bischoff, pfarner belehenten aus bepstlicher gewalt unnd privilegiis der curtisan closter, münch unnd nonnen von wegen der jerlichen pension absentzen, reservaten davon zu gewartten, eingedrungen, so doch Paulus zum Thimotheo unnd Tito geschriben, befolen, uffsehen zu haben in einer iglichen stat, ob der gewelte zuvor seinen hausvorwanten, weib unnd kindern wol vorgestannden unnd ausserhalb bey den leuten gut gerücht hette, sunst wer er unschicklichen gewest, dan wie üblich gesagt würt, der ist unbequem ein gantz stat zu regiren, der seinem eygen haus ubel vorstehet. Dabey ja abzunemen ist, wie gar fürsichtiglich die forderung gescheen sol unnd das sünderlich weybes bilder als closter junckfrauen, den sunst Paulus zun Corinthiern zu predigen vorboten hat, vil weniger ius patronatus haben unnd pfarren verleyhen sollen, dan sie den vorstandt nicht haben vil weniger erfarung zu wissen, wer nach inhalt der schrifft geschickt sey, die schaf Cristi zu weyden.
[Ecclesiae cathedrales, ecclesiae collegiate. Universitates college. Stifft] Nun ist es leyder darzu kommen, das schir in keiner stat vita canonica, gemein pristlich leben unnd eynickeit ist, besondern an etzlichen örtern cathedrales, auch collegiate eclesie genant, unnd erfunden, do die bischoff eins teyls ire residentz aufgericht, doch wider die erste ordnung vormelt, gentzlich zutrant, gleich als wer gnug im gantzen lands ein stifft, do prister und diener des volcks beyeinander, canonice, regulirt lebten, so doch alle stett, die ein wenig groß weren, solch collegia sacerdotum von evangelischer lere wegen haben solten, unnd auch die cleinen stettlein leichtlich orden möchten, wie dan in hohen schülen, wu es rechte zuging, abzunemen ist, do sie die college genant, miteynander tisch halten, gleich besoldung haben, in der heyligen schrifft reyniglichen leßen unnd jugent wol underweyßen, bruderliche wonung in einem haus haben solten unnd also vorzeyten alle groß stifft, ehr hochschulen gemein worden, in diser ordnung auffgericht, erhalten seint. Dieselbigen allenthalben prister unnd diener nicht durch eynander an allen unterscheidt, sundern wie den gemeinem volck diß gefelligk, nach schicklickeit erwelt, itzlicher seinem stande und namen must gnug thun, des fleissig gewarten, seins eygen nutzes vorgessen, den gemeynen treulich zufordern. Als itzunder in allen stifften umbkert, schir keiner auf nichts achten gibt, wan wie er sich prelatisch, das ist mit gunst e. f. g. zureden, hoffertig, adelisch, gebrengisch stellen möcht, wollust mit schönen frauen, pferden, hunden, vogeln unnd müssigen tagen zu haben, so sie doch vor allen dingen dem volck dienen solten, was sie ubrig behielden, davon nicht schetz sammelten, vil mer den armen hausleuten, wo die befunden, mitzuteylen, dan es von stifftern derwegen zuerhaltung irer person unnd damit dem elenden armutt hülff widerfüre, also im letzten wille beschlossen ist.
[Scolasticus. Cantor] Auch doneben vor gut angesehen, gots evangelium sonderlich in den schulen unnd kirchen mit hertzlicher freude unnd lust die unwissenden chorhern, prister, die kinder, das gemein volck zuvorkündigen unnd damit unterweysen. Deshalben auch ein lieblich ampt in allen stifften wol bekant, in kriechischer sprachen scolasticus genant, a schola seinen namen ererbt, darzu vorsehen, dem entpfolen sein sal, schul halten, die bibliam, das alt unnd neu testament zu lesen, der infulen gnug thun, die einem bischoff (so er darzu vor sein person vorhindert) uffs heupt gesatzt, mit zweyen spitzen geortert ist, dan wie solt got in ewigkeit der gesang und psalliren gefallen, wu nicht zuvor die person zu singen geordent, in der schrifft und lobgesengen unterricht und vorstendigt? Desgleichen von dem cantore, der andern wirdikeit, oculus genant, die die stymmen gemessigt, polirt, der gesangk wol distinguiret mit einhelliger süssen hitzigen stymmen im starcken glauben und lieb, ausem hertzen got zu loben unnd benedeyen.
[Religio, sapiencia, eloquencia] Vorzeiten, da die cristenliche kirche am höchsten gestanden, musten drey ding beyeynander voreynigt im wesen stehen: religio, sapiencia unnd eloquencia. Die seint vor got also verknüpfft unnd wie ein dreyfacher strick in eynander gewunden, das keins ans ander wol sein kan, wie die biblia gut anzeygung gibt, dergleichen Augustinus in libro de doctrina christiana, Lactancius in seinen cristlichen unterrichtungen in 1 et 2 libro. Wer wil got dienen, geistliche zucht halten, ein bußfertig leben füren, so er nicht weyß, gottes willen, sein weisheit unnd bericht hat, was er list, singet, bitt ader predigen sal, das heist, nicht got gedinet nach geförcht, wu jemants eusserlich mit geschrey unnd menschlichen fündlein, wercken im bey got gnade wil erwecken. Es mus vorstanden sein und im hertzen bewilligt, sal got einen wolgefallen daraus entpfaen und entlich dem nechsten cristlichen bruder mit hilff erzeygen.
[3] [Eloquencia. Lingua hebraica, lingua greca, lingua latina. Religiosi. Monachi] Nun vormag niemants an sonderliche gnade gotlichen dinst unnd weisheit, zuvor die der gemein vorzustehen geordent, zugebrauchen unnd üben, wu nicht das zirlich aussprechen mit aller zugehörung als ein hoffmagt hinden nachgehet, dise zwey stück zu sampt erfarung unnd wissenheit der dreyen edeln sprachen hebreysch, kriechisch unnd lateinisch in gutem wesen zuerhalten.
Wer wil nun so freydig sein, dise drey heuptstück von einander an ferlichen schaden absundern, er wolt dann alles umbstössen, was von Cristo gelert und aufgericht, durch die apostolos und liben cristlichen gelerten vettern bestetigt. Es hat itzunder wol ein scheyn, als weren dise ding in der besten ordnung, man betrachts wol, würt sich scheinbarlich finden, das in religione niemant strefflicher ist, dan die religiosi sein wöllen, unnd niemant ungelerter in der schrifft, dan die doctores theologie, mit grossen gebreng in hohen schulen uffgeblasen lesen. Es ist ein religion unnd regula, got zu dienen, loben unnd liben, gleich wie ein weg, leben unnd warheit, als sich Cristus im evangelio genant hat und Paulus ultimo beschlieslich auff Cristum weyset, nicht wie itzunder durch die münch, mit mancherley secten zu trennung gemacht, ein orden so, den andern uf ein neue weise, das volck aus irer heuchlerey dahin gefürt, zu glauben, ire guten werck unnd strengens leben sey die meynung, got zu dienen und ist nunt ein got, glauben, tauff, wie Paulus zun Ephesern spricht, ein kirch unnd gemeinschafft, so sal unnd mus auch ein weys form sein, in gottes geboten zu wandern, uf das nicht die einfeltigen verirret gedechten, es vermöcht kein mensch selig zu werden, er wer dan beschoren, mit einer kappen gekleidet unnd strick gegürtett. Was gutes unnd besserung bißher daraus allenthalben erwachssen ist und guter grundt darhinden gesteckt, erfindet sich clerlich aus der schrifft. Nicht kleine ergernus hat sich begeben derhalben, das kein stifft und orden mit gesangk, ceremoniis, gebete, lere mit dem andern ubereinkumpt. Das alte sprichwort unnd heymlicher grul gibt das glaubwirdig zeugknus, münch und pfaffen sein eynander nicht holt, dabey abzunemen, wie das evangelium Cristi nit gepredigt ist.
[Zuruttunge. Dissolucio trium superiorum] Seint aber die absünderung der edeln vormelten dreyer stück aus unwissenheit unnd lessigkeit vorhangen, das heylig evangelium under der banck gelegen, menschen lere aus bepstlich gewalt geschützt und an tag kommen, ist die kindische andacht in eusserlichen wercken eingerissen, die ceremonien vor gros geachtet, das auch in kirchen, clostern, stifften schir nichts gehort nach gesehen würt dan prangen, heulen unnd schreyen, reuchen, sprengen, leuten unnd orgeln, vil meßhalden, anniversaria, vigilie, reqem singen, das heist nur gottes dinst, so doch got im geist durch ein lebendigen, unertichten glauben in brinnender lieb zum nechsten wil angeruffen sein, den selben cristlichen brüdern, wie Cristi unzelich gethan, mit fleys zu dienen, hülff, radt, trost inen zu beweysen.
[Monachi mendicantes. Testamentum Francisci] Da dits die betler orden innen worden, das die prister in stetten wider religionem, sapienciam nach eloquenciam nichts achten, darin unvorstendigk, kein eynigkeit halten, zu chor nit stunden nach sungen mit eynander, iren tisch, auch ire wonung nicht hatten, ein itzlicher sein lehen unnd behausung vor sich, kein fleis, libe zur schrifft gehabt und gantz unwissend am meren teyl gewest, haben sie aus sonderlich list die bettelorden genanntt (die doch von anbegyn irer ersten stiffter und aussetzer der regularium ausserhalben der stet got dienen und dem nechsten wolten, sich zuerhalten verordent). Durch bepstliche brief unnd bullas, in rucken aller bischoff, fürsten, landt unnd stetten, auch mit keyserlicher bestetigung wider den inhalt irer regularum, wie dann sant Francisci testamentum anzeygt also mechtiglich sich eingedrungen, das bißher solchen gewalt niemant getürst einzuhalden, er hett dann vorbant wöllen werden, aber sunst vom bapst, keyser, fürsten und bischoffen gros ungnade erlangen.
Darauf haben sie sich ein lange zeit wie ein bock auf sein hörner verlassen und gleich die stett unnd pfarre mit stolzen hochmutigen wortten auf der cantzel gebucht, sich des predigens, messehaldens unnd beichthörens geweltiglich understanden, also das mer zurüttung daraus erfolget dan frid unnd eynigkeit. Unmüglich den menschen, wu sie in steten mit solcher freyheit bleyben solten, ire privilegia erherten, das ein pfarner mit seinen zu gegebenen predigern unnd pristern die entpfolen schaff Cristi in gesunder heylsamer evangelischer weyde unnd fridlicher einigkeit fruchtbar vermag und kan erhalten. Unnd ehr ichs für mein person mit beschwerung meiner gewissen zu gedulden gesindt, laß ich alles ligen unnd stehen unnd halt mich Cristi lere, so man auch verfolgt in einer stat, so entpfliehet in die andern.
[Regula Francisci. Regula maxima christianorum] Nun man denselbigen willigen bettlern mit warheit der schrifft unnd crafft irer selbst regule Francisci begint einzuhalden, ire gleyßnerey zu straffen, in eröffnung des betriges in stetn, dörffern vorbracht unnd das in predigen, beicht sitzen so volkomlich nicht wil vorhangen werden, erdencken sie heymlich fündlein, nemen das volck ein in der beicht, wie leyder zu besorgen, gebenns in iren schaffscleydern durch werck unnd menschen lere scheinbarlich für, als wer ir leben allein dem evangelio gemeß, so doch allen cristen ein regula vom Paulo angezeigt, dem gecreutzigten Cristo nachzufolgen.
[4] Disen gebrechen unnd irthumb zuvorkummen und das die pristerschafft, jugent, arme leut allenthalben in e. f. g. landt und stett widerumb möcht in die erste cristliche ordnung bracht werden, zuvorhüten wucherische schindung des gemeinen volcks, hat ein erbar ratt zu Zwickau, e. f. g. willige unterthan und gehorsam, ich, e. f. g. auch untertheniger caplanus, dise nachfolgende musterung unnd anschlag fürgenommen, als fern diß e. f. g., dergleichen unnserm g. h., dem hochwirdigen durchlauchten fürsten unnd hern bischoffen zu Naumburgk mit wil wol gefelligk sein.
[Scola, pastura, sepultura. Collecta. Primitiva ecclesia] Das die pfarre, schule unnd gemeine begrebnus zusammen voreynigt würden, fürthin niemants schuldig vor sein person einen pfenning alzeit zu pflegen, dann sunst die bürgerlichen einwoner mit geschos, zehenden, zinß, herfart, wachgelt vilfeltig beschwert, nichts pflichtig würden, an dise drey örtter von wegen ires gantzen hausgesindes, weib und kint etwas zu zalen. Denn es must aus den laden der zunfft hantwerck, rathauß, zu hoff colligiret unnd eingelegt werden wie Paulus befulch den corinthern, collecta zu bestellen, davon allen pristern, dinern besoldung gegeben, die an disen dreyen stellen gesatzt, der gantzen gemein vorzustehen, so würde es dann unzweyflich kürtzlich dahin kommen, wie es in primitiva eclesia war, das gelt für die aposteln und ire füsse geworffen wardt mit vorachtung, ausser der gemeinschafft nicht anzunemen. Solch gelt unnd soldt wer nicht wucher als die zinse der lehen, es würde mit arbeit erworben unnd eingelegt der von hantwerckern. So musten die diener alle gleich widerumb fleyssiglich das selbe gegen meniglich vordienen, die zunfft zuerstattung irer ausgaben, auf das sie solchen soldt erstrecken könden, müsten sie ire bruderschafft, licht börnen, jar gedechtnus in der pfarr unnd barfusser closter und unnutz ausgabe lassen abfallen, ire diner damit zu versorgen.
[Episcopus. Iurisdictio] Es müssen nicht wenig personen darzu gebraucht werden, sunderlich nach gelegennheit wol besetzter stett, dise drey cristliche werck wol unnd nottürftig mit hohem fleis zuversorgen. Ein pfarner, den Paulus einen bischof nennet, in einer iglichen stat, dem gottes wort entpfolen an alle eusserlich gewalt unnd jurisdiction die schaf Cristi weyden sal, wie der selb geschickt, lernt Paulus zum Thimotheo unnd Tito gar seuberlich. O, wie gar ein schwer ampt got von himel. Er sal unstrefflich sein, wu ist der auf erden? Wir wöllen in loben.
[Predicatores. Evangeliste] Zwen prediger, magistri, aber sunst wol gelert, erfaren, die zur not, an das sie mit das volck lerten tüchtig, zu weylen in der biblia etwas den andern pristern vorlesen, underweysen, dan zu Zwickau zwu kirchen, unnser frauen unnd Catharin, nicht zu gleicher stunde gots wort lauter vorkündigten.
[Diaconi] Siben diaconi, die sacramenta reichten, zu dorff gingen, mit beycht sessen, krancken besüchten, trösteten, nüchtern, bescheiden, linde weren, mit den leuten umbzugehen, auch nit ungelart, dann Paulus hat ir ampt auch schwerlich mit angezogen.
[Scolasticus] Scolasticus, dem die schule aber collegium befolen, die jugent anfencklich im cristianismo, durch aus von der tauff anfahen, glauben, zehen gebot unnd vater unnser in evangelischen züchtigen gebeten, sitten unnd tügenden, darzu in sprachen und freyen künsten, wie dann ein kinderzucht vorhanden begriffen, cristlichen wol underweyst.
[Canntor. Phonascus. Cantus figuratinus] Cantor, der in stifften oculus genantt, den gesangk wüste lieplich anzustymmen, die stymmen der schuler unnd chorsinger zu bigen, scherffen unnd dempffen wie bey den kriechen ein phonascus gewest, die quantitates sillabarum kont halden, nach dem sin distinguiren, wol im leßen perunctiren unnd pronunciren, davon die zuhörennden erweicht, die lobgesenge dest leichter möchten vorstehen, sunst würt gesagt, du list unnd singst wie nonnen den psalterium. Ob aber gut unnd nütz sey, uber chorgesangk figuratium mit vier stymmen, weyß ich sonnderlich nicht zu loben.
[Professores. Triplex lingua] Professores, der hebreyschen zungen unnd kriechischen gut erfarung hetten, daneben im latein sünderlich auspündigk mit gehülfen in grammaticis, rhetoricis, dialecticis, die geschickten knaben wol vermöchten zu poliren unnd teglich zu üben, wie dan itzt in e. f. g. stadt Zwickau diser anfang auffgericht unnd in dreyen sprachen praeceptores geschickt vorhannden.
[Custos] Custos aber aedituus, dem befolen, alle kleinheit zu vorschlissen, ceremonias verorden, zierheit der anricht, geleutt, licht, schlissen, schatz der armen unnd alles, was zur nott nützlich unnd bequem, in vorwarunge unnd vorwaltungk hette.
[Chorales. Vicarii. Scolastici mendicantes. Puerorum institucio] Chorales, ein anzall aus den clericis, die zu choro ein wochn umb die anndern stünden, got lobten, die umbstehenden reitzten, gut exempel geben mit zuchtigem geberde unnd stymmen das hertz erweckten, zur messe vesper singen anstat unnser frauen gezeiten messig anfingen, canonicas in übung zu bringen, zuvorhüten. Die partecken und bettler, frembden schützen, der ein gros anzall gewest, durch vil geschrey mer vorseumet dan gelert worden. Unnd billich wer, wie in welsch landt ein itzliche stat zoch ire kinder in angeborner lufft, weniger darlegung unnd fleyssigerm auffsehen dan anders wo. Von welchen bachanten, irem bettlischen mißbrauch vil zu schreyben von wegen der lenge ferner unterricht fallen lassen.
[Lecturiste] Dieselbigen prister, die sunst lecturiste genantt, eins teyls belehent, wenig aber nichts fürhaben dan messe lesen, ire edle zeit unnd jugent mit spatzieren so gar cleglich mißbrauchen, zu spot den leihen vorzeren, würden vorursacht, durch solch ordnung bücher zu lesen, lectiones hören, den notturfftigen handtreichen.
[Visitatores infirmorum] Darzu müsten aus disen pristern allen zu Zwickau unnd welcher sonst gneigt, die aller tröstlichsten gelersten ein anzall krancke unnd lagerhafftige menschen, so sie gefordert, wie sannt Jacobus in seiner canonica anweyset, zu besuchen unnd trösten, auch underweysen, auserwelt werden. O, ewiger got, wie gar ein frölich nützlich dingk, wer in seiner kranckheit underrichtung entpfeht zum sterben unnd hört im hertzlichen einbilden den todt unnd bitter leiden Jesu Christi, wie er für unns gnug gethann. Durch in mügen alle anfechtung im glauben uberwinden.
[Confessores. Absolucio. Racio fidei] Die not erfordert auch itzt in dieser frölichen zeit, gelarthe, erfaren unnd sittige beichtväter dem volck zu setzen, ein anzall denselbigen befolen, nicht mißhandlung wider got und den nechsten vorwirckt, anzuhören unnd die deutzsche absolucion, die vorheyssung Cristi tröstlichen vorzuhalten. Sie solden auch macht haben, doch niemant darzu nötigen, ursach des glaubens sünderlich von alden unnd jungen unwissenden zufodern. Wie sie geschickt von der tauf zu reden, vom symbolo, zehen geboten und vater unnser unterricht geben, so wer kein zweyfel, wu solcher fleis von pristern fürgewannt, das arm volck würdt in allem guten und cristlichen leben wachsen unnd zunemen.
[Aeconomus] Es ist auch not, zu erhaltung des communs ein economus, hausvater, als haushalter, der geschickt alle notturfft zum tisch mit gutem radt einzukauffen, essen und trincken den obgemelten pristern nach gehabter mühe unnd sorge zu bequemer stunde zu bestellen, macht het, zinß unnd soldt einzufordern, rechnung zu halten, also das commun in ordentlichem weßen unnd einkommen möchte erhalden werden und sich niemands mit haussorge sunst dörfft bekommern. Ein itzlicher, darzu er gewelt, aufsehen hett, vor allen dingen die schefflein Cristi vor den wolffen zuvorwaren.
[Fossarii] Vorzeyten waren auch etliche fossarii, genant todengreber, die nach dem exempel Tobie unnd Joseph von Aromathia, auch Nicodemi, die corper der glaubigen zur erde bestatet haben, auch glide aus den clericis, wie ich dan in epistolis Hieronimi davon gelesen habe. Dann ein crist, der got glaubt und in grosser lieb gegen seinem nechsten börnet, ist heylig an sele und leyb, billich würt sein leyb erlich begraben.
[5] [Confirmacion. Opus operans, opus operatum. Missa. Exequie] Sal diese pristerliche gemeinschafft unnd brüderliche ordnung in e. f. g. fürstenthumb in landen unnd stetten, auch bistumb andern fürsten unnd hern umbligenden stetten, damit auch ein exempel und anreitzung zu geben, dermassen nachzufolgen angehen, so mus e. f. g. mit dem durchlauchten hochwirdigen, in got fürsten unnd herren, bischoff zu Naumburg, e. f. g. liben ohaymen, zuvor beschlossen unnd einigk werden, dergleichen die confirmaciones aller lehen auffheben unnd gantz vorendern. Aus disen ursachen, die confirmaciones halten in sich den letzten willen, testamenta der stiffter, anniversaria uf den tag im jar vigilias, requiem, meß halden uff disem altar zu der stunde, so vil prister dobey. Unnd wan die belehenten ire bestimpten messen nach inhalt der confirmacionum schir alle gleich auff ein mal unnd das offt kaum zehen menschen dobey gestanden, vorbracht haben, achten sies dennoch darfür, irem pristerlichen stande sey gnug gescheen, gehen darnach den gantzen tag spatziren unnd halden die messe mit sampt den leyhen pro opere operato, non operante und als ein sacrificium, das vor sich selbs gnug thue, den letzten willen des stiffters zuvorbringen, welcher brauch keinen grundt und sicherlich nicht die leng zugestaten ist. Sal anders dem evangelio ausrichtung gescheen unnd ein itzlicher sein gewissen vorwaren, Cristi testamentum, die meß ist solcher meynung nit ausgesatzt, den verstorben damit zu helffen unnd requiem drein zu singen, dan es ist vor sich selbst ein begengknus, besundern umb der lebenden toden. Dan in der messen begeht man den todt Cristi, wie er sich einmal vor uns dem vater geopfert hat, vor unns gnugk gethan, als Paulus ad Hebreos bezeugt. Unnd wan wir alle dabey stehen, solch gedechtnus halten, müssen wir Cristo dancksagung thun, unsern todt vorschult bedencken, von welchem wir aus gnaden des himlischen vaters durch sein sun Christum entledigt unnd freyheit vorm teufel erlangt, uns mechtig uff sein vorheyssung seines testaments in einem starcken glauben steueren, darnach sterben, also das alle unnser testamenta gegen seiner güte nichts geacht, allein sein letzter wille unnd erbteyll unns bescheiden, das ist vorgebung der sünde, würt hülfflich, damit wir gerechtfertigt werden, ewiglich seligkeit erlanngen.
[Testamenta] Ob wir ja testamenta machen wöllten, darauf sal sich niemants vorlassen, vil mer diß bedencken und bezeugen, wie wir vor unnserm abschiedt aus diser welt als treulich kinder ein cristlich gut zeugnus unnsers angenommen glaubens der gantzen gemein unnd namen hinder unns lassen zu besserung unnsers bruders. Dan solt der mensch durch sein selbst testamentum selig werden, wie vermöchten arme, elende, krancke, vorlassen, die nichs vormügen, zu got kommen. Man verspricht nit testamenta, wu sie am leben bey guter vornunfft in rechter ordentlicher lieb zu trost einer gantzen gemeyn verordent wurden, doch an schaden der erben, weybs unnd kinder, den es unpillich erzogen würt unnd das von rechtem, wol erworben gut her queme.
[Abusus testamentorum. Totenfresser] Wie aber munch unnd pfaffen alleine darauf das volck offentlich unnd in der heymlichen beicht vormant, iren trost dahin zu setzen, damit Cristi testamentum in vorgessen gestalt, ist am tage unnd nirgent hin geordent dan kirchen bauen, den betler münchen ire secke füllen. Ich mein, ire gebau und euserlichen schmuck von meßgewant und kirchen, jar gedechtnus zu halten, altaria auffrichten, feiste beneficia stifften, tafeln, orgeln etc., ja mit anzuzeygen, das wir die seint, die witwen unnd weysen heuser vorzeren und die toden fressen, Cristi wort unnd arme leut bleyben, wo sie wöllen.
[Misse] Wan die messen, wie ein langzeit aus unwissenheit herbracht, also unordenlich wider Cristi aussatzung solten zu Zwickau gehalten werden unnd nicht vor unnser bescheiden erbgutt und heimlich bedeutung vorstanden, so beken ich offentlich unnd sage frey an alle forcht, das unrecht ist unnd gottes wort entgegen, zu schmacheit seins sun Cristi bittern todt und aller wolthat.
[Beneficiati] Dieweil dem also, was ist von nöten, die beneficiatae aus inhalt irer confirmacion uf ire gewissen zu dringen und das noch vil greulicher beym ban etzliche gestiffte messen uf ernanten tag, stunden zu halden, so doch der prister unnd itzlicher crist nicht aus forcht, gebot, pflicht, scham, gewonheit, geitz zum altar gehet, aber entpfehet, sünder vil mer seinen glauben am zeichen zu üben, ein frölich gewissen erlangen.
[Testamentum Cristi, testamenta hominis] Warumb mus Cristi testamentum unnd wort vorruckt sein, der doch der oberst bischoff unser sele unnd ewiger prister vom himlischen vater uf erden geschickt, sein testament selbst gemacht, mit seinem blut unnd tode besigelt, auch bestetigt ewiglichen zu halten unnd der menschen wille an grund unnd befelh gottes wider das evangelium beschlossen, aufgericht mit bischoflichen briefen, confirmaciones genant, unnd anhangenden sigeln becreftigt mit solchem fleis und angeheffter vorfallung der straff sal bleyben stehen.
[Altariste. Absentes] Die beneficiati belehenten seint nicht prister darumb allein worden, das in von den altaribus gutes sal widerfaren und den confirmacionibus folge thun, sünderlichen den, die allein absenciam, nutzung im abwesen entpfaen, der zu Zwickau ein groß anzal unnd beym volck etzlich nümmer nihe nichts thun. Vor diener des volcks sollen wir uns achten nach sant Pauli spruch sic nos existimet homo etc. unnd wie Cristus selbst gelert unnd gethan, da er sagt: Ich bin nit kommen, das mir sal gedinet werden, sundern euch zu dienen. Also sollen wir nicht allein feiste faule lehen haben, das wir davon gemest würden, sundern armen leuten davon mit dienen, gottes wort handeln, trösten, vormanen und wol behertzigen, was die prister schüldig zu thun und was die bischoff seint.
Anniversaria zu halden nach inhalt der gestifft unnd confirmacion, weis ich lauter nicht zu loben, dan sie seindt offentlich wider den artickel cristlichs glaubens, gemeinschaft der heyligen und so dem armen volck diser articulus wol wer ausgelegt unnd vorstendig gemacht, so hetten die cristen nicht sovil bruderschafften gehabt und sovil ablas vordint, auch in solchen unglauben kommen. Ursach alle guter wolthat unnd gute werck, durch Cristum uns allen glaubigen vordint und erworben, seint uns alle gemeine, dan Cristus, wie Esaias schreibt, ist zugleich allen geboren und gegeben. Es sal auch niemants nichs eygens haben in der kirchen, was zur seligkeit erlangen dinstlich ist, nach sant Pauli spruch: Ein got, glaub unnd tauff etc. Wie reymet sichs nun, in sonderheit vor sich, sein freuntschafft, ein gantz hantwerck aber kalandbrüder und im jar einer zwir solch gedechtnus mit vigiliis, selemessen vor die verstorbene zu halten, so wir doch alle in Cristo brüder unnd schwester seint? Was machen die liben selen dieweil, wenn im jar ein mal ir mit messen unnd vigiliis gedacht würt? Es ficht diser mißbrauch starck wider den glauben in gemein unnd lieb, das wir zweyfeln, in sey vor got nicht geholffen, dieweil diß gedechtnus alle jar unaufhörlich mus vornauet unnd gehalden werden.
[Exules anime. Oratio communis] Daraus dan folget ergerung und vorachtung der cristlichen lib und das wir der elenden vorlassen armen selen gar nicht gedencken zu sünderlicher forcht unnd schir vorzweyffelung der armen hausleutt und die solch gebrenge nit haben zu bestellen aus unvermugen und entlich dahin kommen, das man sunderlich begengnus, exulum genant, von nott wegen aus vorleschung der libe hat müssen aufrichten, gleich als gehöreten sie uns nichs zu, die aus fleischlicher freuntschaft ader schwegerschafft nicht vorwant, so doch billich alle wochen und alle tag nicht aus pflicht in der gemeine für die toden solt gebeten werden. Das würdt Cristo wolgefallen, dan wie man sagt: Ein gemein gebet in festem glauben gesprochen, ist aller krefftigst.
[6] Ob nun jemant sagen wölt, mit der weise würden die prister müssig gehen und kein messen nicht halden, antwortt: An stat messe haldens solt ein itzlicher nach geschicklikeit zum ampt der libe, wie oben bestimpt, dem volck vorzustehen gesatzt, des fleissig wartten unnd sein stipendium jerlichen vom lehen entpfaen. Wu es zu geringe, müste erarium commune nachfolgen, solt man auskummen, ist diß der nechste wegk, der absenten lehen in die samlung zu schlaen, dan wer dint dem altar, sagt Paulus, sal auch sein enthalt davon haben. Nu dinen die dem volck nicht, haben kein mühe die absenten, sollen auch nicht nutzung davon entpfaen, dan es heist praesencia, nicht absencia. Paulus meint nicht an dem ortt die gestifften altaria, der die zeit keiner gestifft, besundern den dinst der prister unnd diacon.
[7] [Abussus misse. Sacerdotes. Laici. Eucharistia] Gnediger fürst unnd herre, der gröste unnd schwerlichste mißbrauch vor got zuvorantwortten under dem allen itzunder in diser ferlichen zeit ist, vil unzelich messe halden unnd des kein auffhören von wegen der bischoflichen confirmacion. Und ist keine nötiger reformacion fürzuwenden, dan im sacramento eucharistie, wie der edel doctor Martinus gnugsam diß in seinen büchern angezeigt hat: Cristus ist uns allen in gemein geboren unnd gegeben nach Esaia spruch: Das seiner barmherzigkeit und gnaden ein ider durch den glauben sal genissen und teylhaftig werden. Nun ist sacramentum entpfaen allein uf prister unnd münch in clöstern gedigen (so doch nit mer dan ein prister bei sant Bernharde gezeiten in einem closter gewesen, sunst gemein brüder), gleich als wer Christi gedechtnus seins todes pfaffen und münchen zu gut und nutz eingesetzt, die prister dadurch in ehren gehalden unnd gefürcht würden. Als die leyen davon reden, so doch ein ider, der zum sacrament gehet, nur sein erbteil holet unnd entpfehet, der prister gleich wie leye, allein in befolen aus cristlicher ordnung, umb einigkeit zuerhalten, die auch tüglich, die wortt des testament Cristi zu sprechen unnd benedeyen, darnach in der predigt seins leiden gedechtnus dem volck zur dancksagung, darumb es eucharistia in kriechischer sprach heist, hertzlich einbilden.
[Communicacio utriusque speciei. Sinaxis] Weren die leyen weib unnd man mit communicirt worden, was wer von nöten gewest, so vil messen zu stifften und halden, davon dan kommen, das etlich hundert messen gehalden, wil tausent sagen, da nimmer kein mensch communicirt, im zeychen des sacraments mit entpfhet, nach predigt höret, welchs stets hernach folgen solt. Ursach ist die ablegung beider gestalt, welche an far vil hundert nach Cristo gestanden unnd nie unrecht noch ferlich gewest, itzunder vor ketzerisch geacht, als wer der ein uncrist, der sein von hertzen begert und doch alle cristen des hertzlich begeren solden, dan im anfang der cristenheit, wie doctor Martinus clar beweist, hat das gemeine volck alzeit mit genossen unnd entpfangen. Dits zeigt an das kriechisch wort sinaxis, uf latein communio, unnd wie nach teglich in übung gesagt, so ein krancker im haus bericht, der ist communicirt, das ist, er hat sich erzeygt als einen aus der gemeine unnd sein erbteil vorgebung der sünde im sacrament entpfangen, mitzuleiden und geniessen, auch wie Cristus pasca gehalden.
[8] [Communicacio dominice diei] Mitler zeit, do die kirche ist erwachssen unnd villeicht teglich communicirn zu gemeine worden, in vorachtung kommen durch abnemen des lebenden glaubens unnd brinnenden libe in got zum nechsten, ist diß communicirn uf die suntag gelegt, als im landt zu Beheim und gemeiniglich alle vernunftige menschen aber des grösten teyls hinzugangen, mit genossen beider gestalt, dennocht durch lessikeit unnd unwissenheit götlichs wortts der prister auch wider abgangen.
[Communicacio semel in anno] Und zum dritten in dise gewonheit kummen, drey mal im jar kommen zu communiciren, Ostern, Pfingsten, Weyenachten, wiewol der teufel diß auch gehindert, der bapst also durch sein gebot in decretalibus mit gewalt gedrungen, die armen unwissenden menschen bey dem banne genötigt, das im jar nur ein mal ufs wenigst unnd gleich unwilligk hat müssen zu gehen, darnach das gantz jar nach der entpfahung, wie fasnacht wer, im sauß gelebt unnd allein an messe sehen und hören gesetigt, wer aber beider gestalt bliben, die menschen mit fleis trostlich darzu vormant, so wer auch götliche lieb, furcht unnd starcker glaub nie vorgangen nach vorloschen, die cristenheit in grosser erbarkeit unnd zucht ires lebens vorbliben, wie man den augensichtig erkennet in der marter wochen, wan sichs volck zubereitt.
[9] [Abusus communicacionis utriusque speciei] Der teufel hat nicht geruhet, wie ein grimmiger lau alzeit und nach dem armen menschen aus neyde seiner selen seligkeit nach getracht, den praelaten eingeben, wie er dan unser mutter Eva gethan, davor unns Paulus gewarnt, vleissig uns fürzusehen, das wir durch sein list nicht betrogen. An stat communicirens beider gestalt, ander mißbreuch wider Cristi ordnung aufzurichten, die vor der welt götlich, ein gestalt der cristlichn gütikeit, als hets Christus selbst verordent, anzusehen.
[Fundacio missarum] 1. Nemlich zum ersten vil messe stifften, wie oben vorkleret und die stiffter ir vordinst unnd gute werck darauf zu setzen vor sich, ire freuntschafft ableschung der sünde unnd seligkeit zuerwerben, wie in hohen stifften unnd felt klöstern gehort, gesehen wurt, doch wider die eygenschafft und bedeutung Cristi testament.
[Dominicis diebus audire missam] 2. Alle suntag unnd feyertage messe hören bey dem ban, als wers unnötig in der gantzen wochen, das leiden Cristi zu bedencken und gnug das gebot zuvorbringen von der kirchn wie gesprochen wurt.
[Osculacio pacis] 3. Das silbern pacem küssen, welchs auch ertacht, ein spigelfechten zu machen, als solts von niemands vorstanden werden, warumb diß gescheen, wie dan aus worten des pristers wol vorstanden, dahin weyset, des sacrament teilhaftig sich zumachen.
[Quarta feria gestacio corporis Christi] 4. Am dornstagk aus sünderlicher freyheit vom bapst und bischoff mit mühe und kost erlanget, wie dan die von Zwickau auch begnadet, das sacrament in einer silberin monstrantzen wochlich umbzutragen, den nachfolgenden ire mühe und andacht in lichten tragen mit ablas zuverlonen, vergleichen, dem einfeltigen leyen durch solchs geplerre unnd geprenge aufgericht, den partt zu dreen, all sein seligkeit darauf zu setzen.
[Festum corporis Christi] 5. Zum fünfften, der groß pracht am heyligen war leichnams tag im jare eins, do wir alle haben unnd sollen erfüllen, was am abentessen aus vorhinderung ist vorseumt, gleich als wer nicht alle tag Pasca, Pentecostes, Quadragesima etc. unnd wir allein schuldig, Cristo seinem leiden im jar uff einen tag dancksagung zu thun und unser erlösung bedenncken. O, ewiger got, was geschicht an disem tag unfuge, ist doch solch sauffen die gantze wochen in zunfften wie umb faßnacht. Eusserlich benedeyen wir got, den juden gleich am Palmtage, schiessen mit grünen ölzweygen, das ist stecken vil meyen, strauen alle pflaster mit graß, wol in den meßgewanden becleidet, tragen grosse silberne bilde, kelche, monstrantzen, pacem, haben nicht anders gewent, got sal sünderlichen wolgefallen darinnen haben, vil mer seinen zorn auf uns geladen, der nicht in eusserlicher zirheit, sunder im lebendigen glauben, lieb und leidender gedult wil geehrt und angeruffen sein. Nicht das solche zirheit unnd wolmeynung so gantz zuvorachten, besundern den armen damit geholffen, die bloß gehen zu grosser schmacheit cristlicher lieb. Was solt das für ein gotsdinst sein, ders nicht bedarff, gegen dem uns Cristus wol gethan. Cristus ist schmelich vor uns in cleydern verhonet und wie ein lotter den altar des creutzs uf seinen schuldern und nacken erbermlich mussen an berg Calvarie tragen von Hierusalem, alda sich geopffert vor unns, der vorheissen recht Isaac.
Nun keren wir alle ding umb, lassen uns bedüncken, die schönen kasel unnd der geschmückt geweihet altar zum gedechtnus Cristi spottischen bekleydungen und creutz, darzu wir mit grosser pompa tretten, solle alle ding wol ausrichten. Wan aber die prister, so schmelich mit stricken gebunden, solten ausgefürt werden, niemant würde meß lesen, das werck an im selbst ist leicht zu thun, wu bleybet die bedeutung unnd glauben im meßhalden vorstanden?
Also durch vil eusserlich werck und ceremonias ist allewege des rechten hauptstücks vorgessen unnd entlich zu nicht worden, das nimmer mer gescheen, wu beider gestalt in seiner erstlichen satzung von Cristo bliben wer.
[10] [Ciborium. Viaticum] Was sol ich sagen von disem mißbrauch teglich von der kirchen wie Cristus als ein gefangner in ciborio versperret stehet, das schir niemants sein acht nach ere erzeygt. Was ists von nöten, dieweil alle tag meß gehalden, solch zu trennung der messen zu machen? Cristus hats nicht befolen, man könt alle tag im viatico neu gesegente partes haben, so würt vom prister Cristus genantt, vor die sichen in heusern, wu begert von in, communicirt zu werden.
[Communicacio domestica] Uf das ich mein gut düncken sage, so gefelt mirs gar nichts, das sacramentum eucharistie in heuser zu tragen und wer aber eins beider gestalt bliben, so het ein itzlicher wie im anfang cristlicher kirchen bey gesundem leib sich beflissen, in der kirchen neben andern das sacrament zu entpfahen.
Nun spricht man auch umb ferlikeit willen, das blut Cristi zu tragen wer gewest, in die heuser ist diß in übung kommen. Wer die communicacio an dem ortt bliben, do sie hin geordent, niemant hets in sein haus lassen tragen, dan ein alt sprichwort ist: Ich wil zu unnserm hern got gehen, gehen wir dan alle hin, wie kümbts, das er dan uns mus nach gehen?
[Eucharistia an de necessitate salutis. Communicacio puerorum. Bona sexta feria] Nun aber der gemeine man in dise übung durch nachlassung unnd vorhencknus der prister kommen, wil selden im jar, ausgeschlossen Pasca, jemants, dan allein schwanger unnd alte weyber communiciren, vorlassen sich darauf, in krankheits nöten wurts in gebracht unnd wan sie gleich ser kranck sein, so harren sie uff und vorzihen ufs lengst, das schir der todt mit inen begint zu ringen, in zuvorsicht, wollens nach entpfaen und haltens wie die beheym, es sey de necessitate salutis, das ist, wu ein solcher krancker vorschide unvorsehen unnd nicht entpfangen, vermöcht nit selig zu werden, gründen uf den spruch: Nisi manducaveritis carnem filii hominis etc., so doch ein reuigk hertz mit vortrauen festen glaubens in Cristum gehapt, sunder zweyfel gnug gotliche gnade unnd den himlischen ablas zu erlangen. Dise berurte stücke vorcleret, werden vor meniglich angesehen für ketzerisch. Die aber in der schrifft vorstendigt, den gottes licht scheinet, haltens für cristlich unnd hoffen, der kinder communicacion, auf behemisch art eingefürt, sol auch abgehen, den kinder seint unvorstendig, auch unbegirig, von eldern aus disem behelff darzu gewenet, das die kinder wirdiger dan die alten. Hie hat der irthumb in Behem heimlich, doch in einer guten gestalt heimlich eingerissen. Dem zuvorkommen wil die sach in guter hutt vorwartt werden, unnd das communiciren beyder gestalt eygentlich betracht. Ey got hilff, was unartt ist in der kirchen auffgericht an schrifft unnd allein darauf sich vorlassen, die kirche zu Roma hats also geordent. Wie dan auch am guten freittag ein wunderlich seltzam meßhalden unnd bitten ist, das nicht nötig itzt anzugreyffen.
[Excommunicacio] Allein von der excommunicacion etwas zumelden nottürftig, die anfencklich aus dem communiciren erfolget, von Cristo unnd apostolis ausgesatzt unnd gebraucht, wie diß itzunder zu schande, vorterb der armen ein lange zeit in teuflischem wesen gestanden und die gewalt allen pfarrern wider gottes wortt entzogen, ist schwer mit wenig wortten anzugeben. Verhoff, e. f. g. werde sampt der confirmacion puerorum auch jungst mit antragen ein gnedigs einsehen thun, cristlich nützlich altherkommen widerumb helffen zuerheben.
Gnediger fürst unnd her, diß seint die artickel, die mein gewissen lange zeit genagt, vor got nicht weyß zuvorantwortten unnd dennoch schuldig, rechnung davon zu geben, gantz tröstlicher hoffnung, e. f. g. werden sie behertzigen und ferner nachforschung haben, mir gnediglichen vorhelffen, aus disem elende zu kommen. Das bin ich schuldig mit unterthenigem gehorsam in ewigkeit nit zuvorgessen, darzu pflichtig zuvorbitten. E. f. g. sein got befolen in gnaden.
[1] [Vita canonica communis] Durchlauchter hochgebornner fürst, gnediger her, e. f. g. befelh unnd beger nach als ein gehorsamer e. f. g. untertheniger caplan zu ferner unterrichtung meiner angetragen artickel, jungst von mir mündtlich angehört, zeyge ich e. f. g. am ersten clerlich an von wegen meins entpfolenen beschwerlichen pfarlehenns in e. f. g. statt Zwickau, wie das im anfang nach der himelfart unnsers heylands Jesu Criste die heylige gemeine cristliche vorsamlung antstanden sey nach anweysung der apostolischen geschicht, die zeit von den jüngern unnd apostolis Criste ein ordentlich regulirt gemein leben im glauben unnd wercken unnd sunst auch zcur notturfft des leichnams eintrechtigk ausgesatzt worden. Nicht allein den gewelten geforderten eldesten, prister, bischofen, dienern in einer itzlichen stat besundern von gemeynem volck, welchs die zeit den cristlichen glauben angenomen, festlichen zu halten, also das alle zugenge unnd ubergaben zu erhaltung der cristenheit zusammen getragen unnd was iderman not gewesen zur notturfft, ist aus gemeinem schatz gleich ausgeteilt worden, den bettel zur schmacheit cristlicher libe, itzunder zu unsern zeiten geweltig eingerissen, zuvorhüten.
[Episcopus, diaconi. Oblacionis, distributio] Der bischoff, itzunder pfarner genant, in itzlicher statt mit sampt seinen zugegeben diaconis, die bey uns caplane heyssen, gleichen solt, gemeinen tisch unnd wonung bey einander gehabt, allein mit gottes heyligen evangelio, der frolichen tröstlichen bottschafft von Cristo Jesu unns vorkündigt, umbgangen unnd die zum glauben kommen, cathozesirt, exorsesirt, darnach getaufft, das neu testamentum am abentessen von Cristo zum ewigen gedechtnus seins leydens und todes ausgesatzt, allen gleubigen teglich communicirt, das ist mitgeteylt, das evangelium under der messe mit vorkündiget zu erinnerung unnd dancksagung entpfanger wolthat, darnach den armen, wo sie diß gewust, was ubrig gewest und vom opffer gefallen, wie auch Laurencius zu Rom gethan, der levita nach der messe gleich ausgeteylet, wie dan itzunder diser brauch vor allen dingen solt widerumb aufgericht werden, zu erweren der pfarner unseligen unnd uncristlichen geitz.
Do aber der cristlich glaub begunde zu wachssen, sich in der welt, in landt unnd stetten auszcubreiten, unnd die aposteln musten die grosse stett mit bischoff, pfarner unnd dienern besetzen, ordentlich alle dingk zu bestellen, hat die religio zugenommen, die lieb gebrant unnd der gemein nutz geistlich unnd leiplich sein besserung entpfangen, also crefftig, das die ampt unnd dinst des cristlichen volcks mitler zeit in vil personen abgesündert unnd geteilt seint worden.
[2] [Nomina dignitatum et officiorum] Wie dann e. f. g. wol abzunemen haben zu hohen thummen unnd stifften in grossen titeln unnd namen und wirdigkeiten, von menschen erfunden, nicht ausem evangelio herbracht nach von den apostolis genant, also das einer heist prepositus, der ander archidiaconus, der dritt decanus unnd nacheinander zuvorzelen etzlicher scolasticus, cantor, custos, officialis, vicarius, caplani, choraules etc., die alle sampt nicht zuvorachten weren, wu man mer mühe unnd arbeit betrachte, dan herliche tag ansehe, welche doch alle darzu von fürsten unnd hern in der stifftung verordent gewest, die pfarkirchen, schulen, hospitalia, arme krancke notturfftige menschen, auch verstorbene zu bestellen, versorgen, achtung auf sie zu geben. Wie aber itzunder ein lange zeit verschinnen, diß in ubung gehalden unnd ausgeteylt, ist vor augen. Dan aller meyst eygner nutz, zeitliche ehre, erhöhung der geschlecht, gute faule tag in aller wollust gesücht würt vil mer dann götlich lob, besserung gemeyner cristennheit des elenden irrenden volcks. Darumb es am fürnemlichsten angefangen unnd in allen grossen stetten dermassen solt gehalden werden.
[Erarium commune] Dan diese stende der cristlichen bruderschafft, oben vormelt, seint alle umb zierheit unnd libe die scheflein Cristi anzureytzen, auch domit sie unbeschwert von der pristerschafft bliben, aus einem commun zu leben verordent, keine beschwerung von wegen der sacrament, schulen, begrebnus, arbeit, dinst unnd mühe uff sie zu legen. Es ist aber das geben unnd schinden so weit eingerissen, behüt got, so es die leng stehen solt, das arm volck würde biß uf die riben an alle barmhertzigkeit geschindet, wider alle billickeit auch darzu vorbannet, wie dan im brauch gestannden.
[Vocatio. Electio. Episcopatus. Episcopus. Electio. Monastice virgines] Unnd das e. f. g. ferner unterricht werde, so hat das gemein volck alwegen vom anfanck den cristlichen kirchen zusampt der oberkeit beyderseits mit die wale unnd forderung gehabt, so jemant solt zum bischoff, das ist pfarner aber diacon, capalanum gekorn werden, auff das nicht dem heiligen geist die thür geschlossen, gunst, gelt, adlich geblüt, freuntschafft aber haß angesehen, die frommen, gotförchtigen, gelerten, armen, darzu tüglich, ubergangen unnd voracht, gleich als musten die bistumb mit dem eusserlichen schwert erhalten werden, so doch allein ein itzlicher bischoff wie sant Paulus clare anzeygung gibt, mit dem wort gottes umbgehen sal, do er spricht: Sic nos existimet homo ut ministros et dispensatores misteriorum dei etc., nicht eusserlich gewalt mit reysigem zeuge erzeygen, zu erschrecken die einfeltigen menschen unnd sünderer schmach, unnserm demütigen armen hertzlichen bischoff Jesu Cristo, von dem dise ehre her geflossen, doch alzeit auff erden geflohen. Dan bischoff heist eygentlich bein schaffen, beyschaff, das er ir fleyssig mit heylsamer lere wartte, vorn welffen vorware, nicht zurissen würden. Es hat sich gar übel geschickt unnd ist vil zancks, unwillen daraus entstanden, so landt und stett, bischoff, pfarner belehenten aus bepstlicher gewalt unnd privilegiis der curtisan closter, münch unnd nonnen von wegen der jerlichen pension absentzen, reservaten davon zu gewartten, eingedrungen, so doch Paulus zum Thimotheo unnd Tito geschriben, befolen, uffsehen zu haben in einer iglichen stat, ob der gewelte zuvor seinen hausvorwanten, weib unnd kindern wol vorgestannden unnd ausserhalb bey den leuten gut gerücht hette, sunst wer er unschicklichen gewest, dan wie üblich gesagt würt, der ist unbequem ein gantz stat zu regiren, der seinem eygen haus ubel vorstehet. Dabey ja abzunemen ist, wie gar fürsichtiglich die forderung gescheen sol unnd das sünderlich weybes bilder als closter junckfrauen, den sunst Paulus zun Corinthiern zu predigen vorboten hat, vil weniger ius patronatus haben unnd pfarren verleyhen sollen, dan sie den vorstandt nicht haben vil weniger erfarung zu wissen, wer nach inhalt der schrifft geschickt sey, die schaf Cristi zu weyden.
[Ecclesiae cathedrales, ecclesiae collegiate. Universitates college. Stifft] Nun ist es leyder darzu kommen, das schir in keiner stat vita canonica, gemein pristlich leben unnd eynickeit ist, besondern an etzlichen örtern cathedrales, auch collegiate eclesie genant, unnd erfunden, do die bischoff eins teyls ire residentz aufgericht, doch wider die erste ordnung vormelt, gentzlich zutrant, gleich als wer gnug im gantzen lands ein stifft, do prister und diener des volcks beyeinander, canonice, regulirt lebten, so doch alle stett, die ein wenig groß weren, solch collegia sacerdotum von evangelischer lere wegen haben solten, unnd auch die cleinen stettlein leichtlich orden möchten, wie dan in hohen schülen, wu es rechte zuging, abzunemen ist, do sie die college genant, miteynander tisch halten, gleich besoldung haben, in der heyligen schrifft reyniglichen leßen unnd jugent wol underweyßen, bruderliche wonung in einem haus haben solten unnd also vorzeyten alle groß stifft, ehr hochschulen gemein worden, in diser ordnung auffgericht, erhalten seint. Dieselbigen allenthalben prister unnd diener nicht durch eynander an allen unterscheidt, sundern wie den gemeinem volck diß gefelligk, nach schicklickeit erwelt, itzlicher seinem stande und namen must gnug thun, des fleissig gewarten, seins eygen nutzes vorgessen, den gemeynen treulich zufordern. Als itzunder in allen stifften umbkert, schir keiner auf nichts achten gibt, wan wie er sich prelatisch, das ist mit gunst e. f. g. zureden, hoffertig, adelisch, gebrengisch stellen möcht, wollust mit schönen frauen, pferden, hunden, vogeln unnd müssigen tagen zu haben, so sie doch vor allen dingen dem volck dienen solten, was sie ubrig behielden, davon nicht schetz sammelten, vil mer den armen hausleuten, wo die befunden, mitzuteylen, dan es von stifftern derwegen zuerhaltung irer person unnd damit dem elenden armutt hülff widerfüre, also im letzten wille beschlossen ist.
[Scolasticus. Cantor] Auch doneben vor gut angesehen, gots evangelium sonderlich in den schulen unnd kirchen mit hertzlicher freude unnd lust die unwissenden chorhern, prister, die kinder, das gemein volck zuvorkündigen unnd damit unterweysen. Deshalben auch ein lieblich ampt in allen stifften wol bekant, in kriechischer sprachen scolasticus genant, a schola seinen namen ererbt, darzu vorsehen, dem entpfolen sein sal, schul halten, die bibliam, das alt unnd neu testament zu lesen, der infulen gnug thun, die einem bischoff (so er darzu vor sein person vorhindert) uffs heupt gesatzt, mit zweyen spitzen geortert ist, dan wie solt got in ewigkeit der gesang und psalliren gefallen, wu nicht zuvor die person zu singen geordent, in der schrifft und lobgesengen unterricht und vorstendigt? Desgleichen von dem cantore, der andern wirdikeit, oculus genant, die die stymmen gemessigt, polirt, der gesangk wol distinguiret mit einhelliger süssen hitzigen stymmen im starcken glauben und lieb, ausem hertzen got zu loben unnd benedeyen.
[Religio, sapiencia, eloquencia] Vorzeiten, da die cristenliche kirche am höchsten gestanden, musten drey ding beyeynander voreynigt im wesen stehen: religio, sapiencia unnd eloquencia. Die seint vor got also verknüpfft unnd wie ein dreyfacher strick in eynander gewunden, das keins ans ander wol sein kan, wie die biblia gut anzeygung gibt, dergleichen Augustinus in libro de doctrina christiana, Lactancius in seinen cristlichen unterrichtungen in 1 et 2 libro. Wer wil got dienen, geistliche zucht halten, ein bußfertig leben füren, so er nicht weyß, gottes willen, sein weisheit unnd bericht hat, was er list, singet, bitt ader predigen sal, das heist, nicht got gedinet nach geförcht, wu jemants eusserlich mit geschrey unnd menschlichen fündlein, wercken im bey got gnade wil erwecken. Es mus vorstanden sein und im hertzen bewilligt, sal got einen wolgefallen daraus entpfaen und entlich dem nechsten cristlichen bruder mit hilff erzeygen.
[3] [Eloquencia. Lingua hebraica, lingua greca, lingua latina. Religiosi. Monachi] Nun vormag niemants an sonderliche gnade gotlichen dinst unnd weisheit, zuvor die der gemein vorzustehen geordent, zugebrauchen unnd üben, wu nicht das zirlich aussprechen mit aller zugehörung als ein hoffmagt hinden nachgehet, dise zwey stück zu sampt erfarung unnd wissenheit der dreyen edeln sprachen hebreysch, kriechisch unnd lateinisch in gutem wesen zuerhalten.
Wer wil nun so freydig sein, dise drey heuptstück von einander an ferlichen schaden absundern, er wolt dann alles umbstössen, was von Cristo gelert und aufgericht, durch die apostolos und liben cristlichen gelerten vettern bestetigt. Es hat itzunder wol ein scheyn, als weren dise ding in der besten ordnung, man betrachts wol, würt sich scheinbarlich finden, das in religione niemant strefflicher ist, dan die religiosi sein wöllen, unnd niemant ungelerter in der schrifft, dan die doctores theologie, mit grossen gebreng in hohen schulen uffgeblasen lesen. Es ist ein religion unnd regula, got zu dienen, loben unnd liben, gleich wie ein weg, leben unnd warheit, als sich Cristus im evangelio genant hat und Paulus ultimo beschlieslich auff Cristum weyset, nicht wie itzunder durch die münch, mit mancherley secten zu trennung gemacht, ein orden so, den andern uf ein neue weise, das volck aus irer heuchlerey dahin gefürt, zu glauben, ire guten werck unnd strengens leben sey die meynung, got zu dienen und ist nunt ein got, glauben, tauff, wie Paulus zun Ephesern spricht, ein kirch unnd gemeinschafft, so sal unnd mus auch ein weys form sein, in gottes geboten zu wandern, uf das nicht die einfeltigen verirret gedechten, es vermöcht kein mensch selig zu werden, er wer dan beschoren, mit einer kappen gekleidet unnd strick gegürtett. Was gutes unnd besserung bißher daraus allenthalben erwachssen ist und guter grundt darhinden gesteckt, erfindet sich clerlich aus der schrifft. Nicht kleine ergernus hat sich begeben derhalben, das kein stifft und orden mit gesangk, ceremoniis, gebete, lere mit dem andern ubereinkumpt. Das alte sprichwort unnd heymlicher grul gibt das glaubwirdig zeugknus, münch und pfaffen sein eynander nicht holt, dabey abzunemen, wie das evangelium Cristi nit gepredigt ist.
[Zuruttunge. Dissolucio trium superiorum] Seint aber die absünderung der edeln vormelten dreyer stück aus unwissenheit unnd lessigkeit vorhangen, das heylig evangelium under der banck gelegen, menschen lere aus bepstlich gewalt geschützt und an tag kommen, ist die kindische andacht in eusserlichen wercken eingerissen, die ceremonien vor gros geachtet, das auch in kirchen, clostern, stifften schir nichts gehort nach gesehen würt dan prangen, heulen unnd schreyen, reuchen, sprengen, leuten unnd orgeln, vil meßhalden, anniversaria, vigilie, reqem singen, das heist nur gottes dinst, so doch got im geist durch ein lebendigen, unertichten glauben in brinnender lieb zum nechsten wil angeruffen sein, den selben cristlichen brüdern, wie Cristi unzelich gethan, mit fleys zu dienen, hülff, radt, trost inen zu beweysen.
[Monachi mendicantes. Testamentum Francisci] Da dits die betler orden innen worden, das die prister in stetten wider religionem, sapienciam nach eloquenciam nichts achten, darin unvorstendigk, kein eynigkeit halten, zu chor nit stunden nach sungen mit eynander, iren tisch, auch ire wonung nicht hatten, ein itzlicher sein lehen unnd behausung vor sich, kein fleis, libe zur schrifft gehabt und gantz unwissend am meren teyl gewest, haben sie aus sonderlich list die bettelorden genanntt (die doch von anbegyn irer ersten stiffter und aussetzer der regularium ausserhalben der stet got dienen und dem nechsten wolten, sich zuerhalten verordent). Durch bepstliche brief unnd bullas, in rucken aller bischoff, fürsten, landt unnd stetten, auch mit keyserlicher bestetigung wider den inhalt irer regularum, wie dann sant Francisci testamentum anzeygt also mechtiglich sich eingedrungen, das bißher solchen gewalt niemant getürst einzuhalden, er hett dann vorbant wöllen werden, aber sunst vom bapst, keyser, fürsten und bischoffen gros ungnade erlangen.
Darauf haben sie sich ein lange zeit wie ein bock auf sein hörner verlassen und gleich die stett unnd pfarre mit stolzen hochmutigen wortten auf der cantzel gebucht, sich des predigens, messehaldens unnd beichthörens geweltiglich understanden, also das mer zurüttung daraus erfolget dan frid unnd eynigkeit. Unmüglich den menschen, wu sie in steten mit solcher freyheit bleyben solten, ire privilegia erherten, das ein pfarner mit seinen zu gegebenen predigern unnd pristern die entpfolen schaff Cristi in gesunder heylsamer evangelischer weyde unnd fridlicher einigkeit fruchtbar vermag und kan erhalten. Unnd ehr ichs für mein person mit beschwerung meiner gewissen zu gedulden gesindt, laß ich alles ligen unnd stehen unnd halt mich Cristi lere, so man auch verfolgt in einer stat, so entpfliehet in die andern.
[Regula Francisci. Regula maxima christianorum] Nun man denselbigen willigen bettlern mit warheit der schrifft unnd crafft irer selbst regule Francisci begint einzuhalden, ire gleyßnerey zu straffen, in eröffnung des betriges in stetn, dörffern vorbracht unnd das in predigen, beicht sitzen so volkomlich nicht wil vorhangen werden, erdencken sie heymlich fündlein, nemen das volck ein in der beicht, wie leyder zu besorgen, gebenns in iren schaffscleydern durch werck unnd menschen lere scheinbarlich für, als wer ir leben allein dem evangelio gemeß, so doch allen cristen ein regula vom Paulo angezeigt, dem gecreutzigten Cristo nachzufolgen.
[4] Disen gebrechen unnd irthumb zuvorkummen und das die pristerschafft, jugent, arme leut allenthalben in e. f. g. landt und stett widerumb möcht in die erste cristliche ordnung bracht werden, zuvorhüten wucherische schindung des gemeinen volcks, hat ein erbar ratt zu Zwickau, e. f. g. willige unterthan und gehorsam, ich, e. f. g. auch untertheniger caplanus, dise nachfolgende musterung unnd anschlag fürgenommen, als fern diß e. f. g., dergleichen unnserm g. h., dem hochwirdigen durchlauchten fürsten unnd hern bischoffen zu Naumburgk mit wil wol gefelligk sein.
[Scola, pastura, sepultura. Collecta. Primitiva ecclesia] Das die pfarre, schule unnd gemeine begrebnus zusammen voreynigt würden, fürthin niemants schuldig vor sein person einen pfenning alzeit zu pflegen, dann sunst die bürgerlichen einwoner mit geschos, zehenden, zinß, herfart, wachgelt vilfeltig beschwert, nichts pflichtig würden, an dise drey örtter von wegen ires gantzen hausgesindes, weib und kint etwas zu zalen. Denn es must aus den laden der zunfft hantwerck, rathauß, zu hoff colligiret unnd eingelegt werden wie Paulus befulch den corinthern, collecta zu bestellen, davon allen pristern, dinern besoldung gegeben, die an disen dreyen stellen gesatzt, der gantzen gemein vorzustehen, so würde es dann unzweyflich kürtzlich dahin kommen, wie es in primitiva eclesia war, das gelt für die aposteln und ire füsse geworffen wardt mit vorachtung, ausser der gemeinschafft nicht anzunemen. Solch gelt unnd soldt wer nicht wucher als die zinse der lehen, es würde mit arbeit erworben unnd eingelegt der von hantwerckern. So musten die diener alle gleich widerumb fleyssiglich das selbe gegen meniglich vordienen, die zunfft zuerstattung irer ausgaben, auf das sie solchen soldt erstrecken könden, müsten sie ire bruderschafft, licht börnen, jar gedechtnus in der pfarr unnd barfusser closter und unnutz ausgabe lassen abfallen, ire diner damit zu versorgen.
[Episcopus. Iurisdictio] Es müssen nicht wenig personen darzu gebraucht werden, sunderlich nach gelegennheit wol besetzter stett, dise drey cristliche werck wol unnd nottürftig mit hohem fleis zuversorgen. Ein pfarner, den Paulus einen bischof nennet, in einer iglichen stat, dem gottes wort entpfolen an alle eusserlich gewalt unnd jurisdiction die schaf Cristi weyden sal, wie der selb geschickt, lernt Paulus zum Thimotheo unnd Tito gar seuberlich. O, wie gar ein schwer ampt got von himel. Er sal unstrefflich sein, wu ist der auf erden? Wir wöllen in loben.
[Predicatores. Evangeliste] Zwen prediger, magistri, aber sunst wol gelert, erfaren, die zur not, an das sie mit das volck lerten tüchtig, zu weylen in der biblia etwas den andern pristern vorlesen, underweysen, dan zu Zwickau zwu kirchen, unnser frauen unnd Catharin, nicht zu gleicher stunde gots wort lauter vorkündigten.
[Diaconi] Siben diaconi, die sacramenta reichten, zu dorff gingen, mit beycht sessen, krancken besüchten, trösteten, nüchtern, bescheiden, linde weren, mit den leuten umbzugehen, auch nit ungelart, dann Paulus hat ir ampt auch schwerlich mit angezogen.
[Scolasticus] Scolasticus, dem die schule aber collegium befolen, die jugent anfencklich im cristianismo, durch aus von der tauff anfahen, glauben, zehen gebot unnd vater unnser in evangelischen züchtigen gebeten, sitten unnd tügenden, darzu in sprachen und freyen künsten, wie dann ein kinderzucht vorhanden begriffen, cristlichen wol underweyst.
[Canntor. Phonascus. Cantus figuratinus] Cantor, der in stifften oculus genantt, den gesangk wüste lieplich anzustymmen, die stymmen der schuler unnd chorsinger zu bigen, scherffen unnd dempffen wie bey den kriechen ein phonascus gewest, die quantitates sillabarum kont halden, nach dem sin distinguiren, wol im leßen perunctiren unnd pronunciren, davon die zuhörennden erweicht, die lobgesenge dest leichter möchten vorstehen, sunst würt gesagt, du list unnd singst wie nonnen den psalterium. Ob aber gut unnd nütz sey, uber chorgesangk figuratium mit vier stymmen, weyß ich sonnderlich nicht zu loben.
[Professores. Triplex lingua] Professores, der hebreyschen zungen unnd kriechischen gut erfarung hetten, daneben im latein sünderlich auspündigk mit gehülfen in grammaticis, rhetoricis, dialecticis, die geschickten knaben wol vermöchten zu poliren unnd teglich zu üben, wie dan itzt in e. f. g. stadt Zwickau diser anfang auffgericht unnd in dreyen sprachen praeceptores geschickt vorhannden.
[Custos] Custos aber aedituus, dem befolen, alle kleinheit zu vorschlissen, ceremonias verorden, zierheit der anricht, geleutt, licht, schlissen, schatz der armen unnd alles, was zur nott nützlich unnd bequem, in vorwarunge unnd vorwaltungk hette.
[Chorales. Vicarii. Scolastici mendicantes. Puerorum institucio] Chorales, ein anzall aus den clericis, die zu choro ein wochn umb die anndern stünden, got lobten, die umbstehenden reitzten, gut exempel geben mit zuchtigem geberde unnd stymmen das hertz erweckten, zur messe vesper singen anstat unnser frauen gezeiten messig anfingen, canonicas in übung zu bringen, zuvorhüten. Die partecken und bettler, frembden schützen, der ein gros anzall gewest, durch vil geschrey mer vorseumet dan gelert worden. Unnd billich wer, wie in welsch landt ein itzliche stat zoch ire kinder in angeborner lufft, weniger darlegung unnd fleyssigerm auffsehen dan anders wo. Von welchen bachanten, irem bettlischen mißbrauch vil zu schreyben von wegen der lenge ferner unterricht fallen lassen.
[Lecturiste] Dieselbigen prister, die sunst lecturiste genantt, eins teyls belehent, wenig aber nichts fürhaben dan messe lesen, ire edle zeit unnd jugent mit spatzieren so gar cleglich mißbrauchen, zu spot den leihen vorzeren, würden vorursacht, durch solch ordnung bücher zu lesen, lectiones hören, den notturfftigen handtreichen.
[Visitatores infirmorum] Darzu müsten aus disen pristern allen zu Zwickau unnd welcher sonst gneigt, die aller tröstlichsten gelersten ein anzall krancke unnd lagerhafftige menschen, so sie gefordert, wie sannt Jacobus in seiner canonica anweyset, zu besuchen unnd trösten, auch underweysen, auserwelt werden. O, ewiger got, wie gar ein frölich nützlich dingk, wer in seiner kranckheit underrichtung entpfeht zum sterben unnd hört im hertzlichen einbilden den todt unnd bitter leiden Jesu Christi, wie er für unns gnug gethann. Durch in mügen alle anfechtung im glauben uberwinden.
[Confessores. Absolucio. Racio fidei] Die not erfordert auch itzt in dieser frölichen zeit, gelarthe, erfaren unnd sittige beichtväter dem volck zu setzen, ein anzall denselbigen befolen, nicht mißhandlung wider got und den nechsten vorwirckt, anzuhören unnd die deutzsche absolucion, die vorheyssung Cristi tröstlichen vorzuhalten. Sie solden auch macht haben, doch niemant darzu nötigen, ursach des glaubens sünderlich von alden unnd jungen unwissenden zufodern. Wie sie geschickt von der tauf zu reden, vom symbolo, zehen geboten und vater unnser unterricht geben, so wer kein zweyfel, wu solcher fleis von pristern fürgewannt, das arm volck würdt in allem guten und cristlichen leben wachsen unnd zunemen.
[Aeconomus] Es ist auch not, zu erhaltung des communs ein economus, hausvater, als haushalter, der geschickt alle notturfft zum tisch mit gutem radt einzukauffen, essen und trincken den obgemelten pristern nach gehabter mühe unnd sorge zu bequemer stunde zu bestellen, macht het, zinß unnd soldt einzufordern, rechnung zu halten, also das commun in ordentlichem weßen unnd einkommen möchte erhalden werden und sich niemands mit haussorge sunst dörfft bekommern. Ein itzlicher, darzu er gewelt, aufsehen hett, vor allen dingen die schefflein Cristi vor den wolffen zuvorwaren.
[Fossarii] Vorzeyten waren auch etliche fossarii, genant todengreber, die nach dem exempel Tobie unnd Joseph von Aromathia, auch Nicodemi, die corper der glaubigen zur erde bestatet haben, auch glide aus den clericis, wie ich dan in epistolis Hieronimi davon gelesen habe. Dann ein crist, der got glaubt und in grosser lieb gegen seinem nechsten börnet, ist heylig an sele und leyb, billich würt sein leyb erlich begraben.
[5] [Confirmacion. Opus operans, opus operatum. Missa. Exequie] Sal diese pristerliche gemeinschafft unnd brüderliche ordnung in e. f. g. fürstenthumb in landen unnd stetten, auch bistumb andern fürsten unnd hern umbligenden stetten, damit auch ein exempel und anreitzung zu geben, dermassen nachzufolgen angehen, so mus e. f. g. mit dem durchlauchten hochwirdigen, in got fürsten unnd herren, bischoff zu Naumburg, e. f. g. liben ohaymen, zuvor beschlossen unnd einigk werden, dergleichen die confirmaciones aller lehen auffheben unnd gantz vorendern. Aus disen ursachen, die confirmaciones halten in sich den letzten willen, testamenta der stiffter, anniversaria uf den tag im jar vigilias, requiem, meß halden uff disem altar zu der stunde, so vil prister dobey. Unnd wan die belehenten ire bestimpten messen nach inhalt der confirmacionum schir alle gleich auff ein mal unnd das offt kaum zehen menschen dobey gestanden, vorbracht haben, achten sies dennoch darfür, irem pristerlichen stande sey gnug gescheen, gehen darnach den gantzen tag spatziren unnd halden die messe mit sampt den leyhen pro opere operato, non operante und als ein sacrificium, das vor sich selbs gnug thue, den letzten willen des stiffters zuvorbringen, welcher brauch keinen grundt und sicherlich nicht die leng zugestaten ist. Sal anders dem evangelio ausrichtung gescheen unnd ein itzlicher sein gewissen vorwaren, Cristi testamentum, die meß ist solcher meynung nit ausgesatzt, den verstorben damit zu helffen unnd requiem drein zu singen, dan es ist vor sich selbst ein begengknus, besundern umb der lebenden toden. Dan in der messen begeht man den todt Cristi, wie er sich einmal vor uns dem vater geopfert hat, vor unns gnugk gethan, als Paulus ad Hebreos bezeugt. Unnd wan wir alle dabey stehen, solch gedechtnus halten, müssen wir Cristo dancksagung thun, unsern todt vorschult bedencken, von welchem wir aus gnaden des himlischen vaters durch sein sun Christum entledigt unnd freyheit vorm teufel erlangt, uns mechtig uff sein vorheyssung seines testaments in einem starcken glauben steueren, darnach sterben, also das alle unnser testamenta gegen seiner güte nichts geacht, allein sein letzter wille unnd erbteyll unns bescheiden, das ist vorgebung der sünde, würt hülfflich, damit wir gerechtfertigt werden, ewiglich seligkeit erlanngen.
[Testamenta] Ob wir ja testamenta machen wöllten, darauf sal sich niemants vorlassen, vil mer diß bedencken und bezeugen, wie wir vor unnserm abschiedt aus diser welt als treulich kinder ein cristlich gut zeugnus unnsers angenommen glaubens der gantzen gemein unnd namen hinder unns lassen zu besserung unnsers bruders. Dan solt der mensch durch sein selbst testamentum selig werden, wie vermöchten arme, elende, krancke, vorlassen, die nichs vormügen, zu got kommen. Man verspricht nit testamenta, wu sie am leben bey guter vornunfft in rechter ordentlicher lieb zu trost einer gantzen gemeyn verordent wurden, doch an schaden der erben, weybs unnd kinder, den es unpillich erzogen würt unnd das von rechtem, wol erworben gut her queme.
[Abusus testamentorum. Totenfresser] Wie aber munch unnd pfaffen alleine darauf das volck offentlich unnd in der heymlichen beicht vormant, iren trost dahin zu setzen, damit Cristi testamentum in vorgessen gestalt, ist am tage unnd nirgent hin geordent dan kirchen bauen, den betler münchen ire secke füllen. Ich mein, ire gebau und euserlichen schmuck von meßgewant und kirchen, jar gedechtnus zu halten, altaria auffrichten, feiste beneficia stifften, tafeln, orgeln etc., ja mit anzuzeygen, das wir die seint, die witwen unnd weysen heuser vorzeren und die toden fressen, Cristi wort unnd arme leut bleyben, wo sie wöllen.
[Misse] Wan die messen, wie ein langzeit aus unwissenheit herbracht, also unordenlich wider Cristi aussatzung solten zu Zwickau gehalten werden unnd nicht vor unnser bescheiden erbgutt und heimlich bedeutung vorstanden, so beken ich offentlich unnd sage frey an alle forcht, das unrecht ist unnd gottes wort entgegen, zu schmacheit seins sun Cristi bittern todt und aller wolthat.
[Beneficiati] Dieweil dem also, was ist von nöten, die beneficiatae aus inhalt irer confirmacion uf ire gewissen zu dringen und das noch vil greulicher beym ban etzliche gestiffte messen uf ernanten tag, stunden zu halden, so doch der prister unnd itzlicher crist nicht aus forcht, gebot, pflicht, scham, gewonheit, geitz zum altar gehet, aber entpfehet, sünder vil mer seinen glauben am zeichen zu üben, ein frölich gewissen erlangen.
[Testamentum Cristi, testamenta hominis] Warumb mus Cristi testamentum unnd wort vorruckt sein, der doch der oberst bischoff unser sele unnd ewiger prister vom himlischen vater uf erden geschickt, sein testament selbst gemacht, mit seinem blut unnd tode besigelt, auch bestetigt ewiglichen zu halten unnd der menschen wille an grund unnd befelh gottes wider das evangelium beschlossen, aufgericht mit bischoflichen briefen, confirmaciones genant, unnd anhangenden sigeln becreftigt mit solchem fleis und angeheffter vorfallung der straff sal bleyben stehen.
[Altariste. Absentes] Die beneficiati belehenten seint nicht prister darumb allein worden, das in von den altaribus gutes sal widerfaren und den confirmacionibus folge thun, sünderlichen den, die allein absenciam, nutzung im abwesen entpfaen, der zu Zwickau ein groß anzal unnd beym volck etzlich nümmer nihe nichts thun. Vor diener des volcks sollen wir uns achten nach sant Pauli spruch sic nos existimet homo etc. unnd wie Cristus selbst gelert unnd gethan, da er sagt: Ich bin nit kommen, das mir sal gedinet werden, sundern euch zu dienen. Also sollen wir nicht allein feiste faule lehen haben, das wir davon gemest würden, sundern armen leuten davon mit dienen, gottes wort handeln, trösten, vormanen und wol behertzigen, was die prister schüldig zu thun und was die bischoff seint.
Anniversaria zu halden nach inhalt der gestifft unnd confirmacion, weis ich lauter nicht zu loben, dan sie seindt offentlich wider den artickel cristlichs glaubens, gemeinschaft der heyligen und so dem armen volck diser articulus wol wer ausgelegt unnd vorstendig gemacht, so hetten die cristen nicht sovil bruderschafften gehabt und sovil ablas vordint, auch in solchen unglauben kommen. Ursach alle guter wolthat unnd gute werck, durch Cristum uns allen glaubigen vordint und erworben, seint uns alle gemeine, dan Cristus, wie Esaias schreibt, ist zugleich allen geboren und gegeben. Es sal auch niemants nichs eygens haben in der kirchen, was zur seligkeit erlangen dinstlich ist, nach sant Pauli spruch: Ein got, glaub unnd tauff etc. Wie reymet sichs nun, in sonderheit vor sich, sein freuntschafft, ein gantz hantwerck aber kalandbrüder und im jar einer zwir solch gedechtnus mit vigiliis, selemessen vor die verstorbene zu halten, so wir doch alle in Cristo brüder unnd schwester seint? Was machen die liben selen dieweil, wenn im jar ein mal ir mit messen unnd vigiliis gedacht würt? Es ficht diser mißbrauch starck wider den glauben in gemein unnd lieb, das wir zweyfeln, in sey vor got nicht geholffen, dieweil diß gedechtnus alle jar unaufhörlich mus vornauet unnd gehalden werden.
[Exules anime. Oratio communis] Daraus dan folget ergerung und vorachtung der cristlichen lib und das wir der elenden vorlassen armen selen gar nicht gedencken zu sünderlicher forcht unnd schir vorzweyffelung der armen hausleutt und die solch gebrenge nit haben zu bestellen aus unvermugen und entlich dahin kommen, das man sunderlich begengnus, exulum genant, von nott wegen aus vorleschung der libe hat müssen aufrichten, gleich als gehöreten sie uns nichs zu, die aus fleischlicher freuntschaft ader schwegerschafft nicht vorwant, so doch billich alle wochen und alle tag nicht aus pflicht in der gemeine für die toden solt gebeten werden. Das würdt Cristo wolgefallen, dan wie man sagt: Ein gemein gebet in festem glauben gesprochen, ist aller krefftigst.
[6] Ob nun jemant sagen wölt, mit der weise würden die prister müssig gehen und kein messen nicht halden, antwortt: An stat messe haldens solt ein itzlicher nach geschicklikeit zum ampt der libe, wie oben bestimpt, dem volck vorzustehen gesatzt, des fleissig wartten unnd sein stipendium jerlichen vom lehen entpfaen. Wu es zu geringe, müste erarium commune nachfolgen, solt man auskummen, ist diß der nechste wegk, der absenten lehen in die samlung zu schlaen, dan wer dint dem altar, sagt Paulus, sal auch sein enthalt davon haben. Nu dinen die dem volck nicht, haben kein mühe die absenten, sollen auch nicht nutzung davon entpfaen, dan es heist praesencia, nicht absencia. Paulus meint nicht an dem ortt die gestifften altaria, der die zeit keiner gestifft, besundern den dinst der prister unnd diacon.
[7] [Abussus misse. Sacerdotes. Laici. Eucharistia] Gnediger fürst unnd herre, der gröste unnd schwerlichste mißbrauch vor got zuvorantwortten under dem allen itzunder in diser ferlichen zeit ist, vil unzelich messe halden unnd des kein auffhören von wegen der bischoflichen confirmacion. Und ist keine nötiger reformacion fürzuwenden, dan im sacramento eucharistie, wie der edel doctor Martinus gnugsam diß in seinen büchern angezeigt hat: Cristus ist uns allen in gemein geboren unnd gegeben nach Esaia spruch: Das seiner barmherzigkeit und gnaden ein ider durch den glauben sal genissen und teylhaftig werden. Nun ist sacramentum entpfaen allein uf prister unnd münch in clöstern gedigen (so doch nit mer dan ein prister bei sant Bernharde gezeiten in einem closter gewesen, sunst gemein brüder), gleich als wer Christi gedechtnus seins todes pfaffen und münchen zu gut und nutz eingesetzt, die prister dadurch in ehren gehalden unnd gefürcht würden. Als die leyen davon reden, so doch ein ider, der zum sacrament gehet, nur sein erbteil holet unnd entpfehet, der prister gleich wie leye, allein in befolen aus cristlicher ordnung, umb einigkeit zuerhalten, die auch tüglich, die wortt des testament Cristi zu sprechen unnd benedeyen, darnach in der predigt seins leiden gedechtnus dem volck zur dancksagung, darumb es eucharistia in kriechischer sprach heist, hertzlich einbilden.
[Communicacio utriusque speciei. Sinaxis] Weren die leyen weib unnd man mit communicirt worden, was wer von nöten gewest, so vil messen zu stifften und halden, davon dan kommen, das etlich hundert messen gehalden, wil tausent sagen, da nimmer kein mensch communicirt, im zeychen des sacraments mit entpfhet, nach predigt höret, welchs stets hernach folgen solt. Ursach ist die ablegung beider gestalt, welche an far vil hundert nach Cristo gestanden unnd nie unrecht noch ferlich gewest, itzunder vor ketzerisch geacht, als wer der ein uncrist, der sein von hertzen begert und doch alle cristen des hertzlich begeren solden, dan im anfang der cristenheit, wie doctor Martinus clar beweist, hat das gemeine volck alzeit mit genossen unnd entpfangen. Dits zeigt an das kriechisch wort sinaxis, uf latein communio, unnd wie nach teglich in übung gesagt, so ein krancker im haus bericht, der ist communicirt, das ist, er hat sich erzeygt als einen aus der gemeine unnd sein erbteil vorgebung der sünde im sacrament entpfangen, mitzuleiden und geniessen, auch wie Cristus pasca gehalden.
[8] [Communicacio dominice diei] Mitler zeit, do die kirche ist erwachssen unnd villeicht teglich communicirn zu gemeine worden, in vorachtung kommen durch abnemen des lebenden glaubens unnd brinnenden libe in got zum nechsten, ist diß communicirn uf die suntag gelegt, als im landt zu Beheim und gemeiniglich alle vernunftige menschen aber des grösten teyls hinzugangen, mit genossen beider gestalt, dennocht durch lessikeit unnd unwissenheit götlichs wortts der prister auch wider abgangen.
[Communicacio semel in anno] Und zum dritten in dise gewonheit kummen, drey mal im jar kommen zu communiciren, Ostern, Pfingsten, Weyenachten, wiewol der teufel diß auch gehindert, der bapst also durch sein gebot in decretalibus mit gewalt gedrungen, die armen unwissenden menschen bey dem banne genötigt, das im jar nur ein mal ufs wenigst unnd gleich unwilligk hat müssen zu gehen, darnach das gantz jar nach der entpfahung, wie fasnacht wer, im sauß gelebt unnd allein an messe sehen und hören gesetigt, wer aber beider gestalt bliben, die menschen mit fleis trostlich darzu vormant, so wer auch götliche lieb, furcht unnd starcker glaub nie vorgangen nach vorloschen, die cristenheit in grosser erbarkeit unnd zucht ires lebens vorbliben, wie man den augensichtig erkennet in der marter wochen, wan sichs volck zubereitt.
[9] [Abusus communicacionis utriusque speciei] Der teufel hat nicht geruhet, wie ein grimmiger lau alzeit und nach dem armen menschen aus neyde seiner selen seligkeit nach getracht, den praelaten eingeben, wie er dan unser mutter Eva gethan, davor unns Paulus gewarnt, vleissig uns fürzusehen, das wir durch sein list nicht betrogen. An stat communicirens beider gestalt, ander mißbreuch wider Cristi ordnung aufzurichten, die vor der welt götlich, ein gestalt der cristlichn gütikeit, als hets Christus selbst verordent, anzusehen.
[Fundacio missarum] 1. Nemlich zum ersten vil messe stifften, wie oben vorkleret und die stiffter ir vordinst unnd gute werck darauf zu setzen vor sich, ire freuntschafft ableschung der sünde unnd seligkeit zuerwerben, wie in hohen stifften unnd felt klöstern gehort, gesehen wurt, doch wider die eygenschafft und bedeutung Cristi testament.
[Dominicis diebus audire missam] 2. Alle suntag unnd feyertage messe hören bey dem ban, als wers unnötig in der gantzen wochen, das leiden Cristi zu bedencken und gnug das gebot zuvorbringen von der kirchn wie gesprochen wurt.
[Osculacio pacis] 3. Das silbern pacem küssen, welchs auch ertacht, ein spigelfechten zu machen, als solts von niemands vorstanden werden, warumb diß gescheen, wie dan aus worten des pristers wol vorstanden, dahin weyset, des sacrament teilhaftig sich zumachen.
[Quarta feria gestacio corporis Christi] 4. Am dornstagk aus sünderlicher freyheit vom bapst und bischoff mit mühe und kost erlanget, wie dan die von Zwickau auch begnadet, das sacrament in einer silberin monstrantzen wochlich umbzutragen, den nachfolgenden ire mühe und andacht in lichten tragen mit ablas zuverlonen, vergleichen, dem einfeltigen leyen durch solchs geplerre unnd geprenge aufgericht, den partt zu dreen, all sein seligkeit darauf zu setzen.
[Festum corporis Christi] 5. Zum fünfften, der groß pracht am heyligen war leichnams tag im jare eins, do wir alle haben unnd sollen erfüllen, was am abentessen aus vorhinderung ist vorseumt, gleich als wer nicht alle tag Pasca, Pentecostes, Quadragesima etc. unnd wir allein schuldig, Cristo seinem leiden im jar uff einen tag dancksagung zu thun und unser erlösung bedenncken. O, ewiger got, was geschicht an disem tag unfuge, ist doch solch sauffen die gantze wochen in zunfften wie umb faßnacht. Eusserlich benedeyen wir got, den juden gleich am Palmtage, schiessen mit grünen ölzweygen, das ist stecken vil meyen, strauen alle pflaster mit graß, wol in den meßgewanden becleidet, tragen grosse silberne bilde, kelche, monstrantzen, pacem, haben nicht anders gewent, got sal sünderlichen wolgefallen darinnen haben, vil mer seinen zorn auf uns geladen, der nicht in eusserlicher zirheit, sunder im lebendigen glauben, lieb und leidender gedult wil geehrt und angeruffen sein. Nicht das solche zirheit unnd wolmeynung so gantz zuvorachten, besundern den armen damit geholffen, die bloß gehen zu grosser schmacheit cristlicher lieb. Was solt das für ein gotsdinst sein, ders nicht bedarff, gegen dem uns Cristus wol gethan. Cristus ist schmelich vor uns in cleydern verhonet und wie ein lotter den altar des creutzs uf seinen schuldern und nacken erbermlich mussen an berg Calvarie tragen von Hierusalem, alda sich geopffert vor unns, der vorheissen recht Isaac.
Nun keren wir alle ding umb, lassen uns bedüncken, die schönen kasel unnd der geschmückt geweihet altar zum gedechtnus Cristi spottischen bekleydungen und creutz, darzu wir mit grosser pompa tretten, solle alle ding wol ausrichten. Wan aber die prister, so schmelich mit stricken gebunden, solten ausgefürt werden, niemant würde meß lesen, das werck an im selbst ist leicht zu thun, wu bleybet die bedeutung unnd glauben im meßhalden vorstanden?
Also durch vil eusserlich werck und ceremonias ist allewege des rechten hauptstücks vorgessen unnd entlich zu nicht worden, das nimmer mer gescheen, wu beider gestalt in seiner erstlichen satzung von Cristo bliben wer.
[10] [Ciborium. Viaticum] Was sol ich sagen von disem mißbrauch teglich von der kirchen wie Cristus als ein gefangner in ciborio versperret stehet, das schir niemants sein acht nach ere erzeygt. Was ists von nöten, dieweil alle tag meß gehalden, solch zu trennung der messen zu machen? Cristus hats nicht befolen, man könt alle tag im viatico neu gesegente partes haben, so würt vom prister Cristus genantt, vor die sichen in heusern, wu begert von in, communicirt zu werden.
[Communicacio domestica] Uf das ich mein gut düncken sage, so gefelt mirs gar nichts, das sacramentum eucharistie in heuser zu tragen und wer aber eins beider gestalt bliben, so het ein itzlicher wie im anfang cristlicher kirchen bey gesundem leib sich beflissen, in der kirchen neben andern das sacrament zu entpfahen.
Nun spricht man auch umb ferlikeit willen, das blut Cristi zu tragen wer gewest, in die heuser ist diß in übung kommen. Wer die communicacio an dem ortt bliben, do sie hin geordent, niemant hets in sein haus lassen tragen, dan ein alt sprichwort ist: Ich wil zu unnserm hern got gehen, gehen wir dan alle hin, wie kümbts, das er dan uns mus nach gehen?
[Eucharistia an de necessitate salutis. Communicacio puerorum. Bona sexta feria] Nun aber der gemeine man in dise übung durch nachlassung unnd vorhencknus der prister kommen, wil selden im jar, ausgeschlossen Pasca, jemants, dan allein schwanger unnd alte weyber communiciren, vorlassen sich darauf, in krankheits nöten wurts in gebracht unnd wan sie gleich ser kranck sein, so harren sie uff und vorzihen ufs lengst, das schir der todt mit inen begint zu ringen, in zuvorsicht, wollens nach entpfaen und haltens wie die beheym, es sey de necessitate salutis, das ist, wu ein solcher krancker vorschide unvorsehen unnd nicht entpfangen, vermöcht nit selig zu werden, gründen uf den spruch: Nisi manducaveritis carnem filii hominis etc., so doch ein reuigk hertz mit vortrauen festen glaubens in Cristum gehapt, sunder zweyfel gnug gotliche gnade unnd den himlischen ablas zu erlangen. Dise berurte stücke vorcleret, werden vor meniglich angesehen für ketzerisch. Die aber in der schrifft vorstendigt, den gottes licht scheinet, haltens für cristlich unnd hoffen, der kinder communicacion, auf behemisch art eingefürt, sol auch abgehen, den kinder seint unvorstendig, auch unbegirig, von eldern aus disem behelff darzu gewenet, das die kinder wirdiger dan die alten. Hie hat der irthumb in Behem heimlich, doch in einer guten gestalt heimlich eingerissen. Dem zuvorkommen wil die sach in guter hutt vorwartt werden, unnd das communiciren beyder gestalt eygentlich betracht. Ey got hilff, was unartt ist in der kirchen auffgericht an schrifft unnd allein darauf sich vorlassen, die kirche zu Roma hats also geordent. Wie dan auch am guten freittag ein wunderlich seltzam meßhalden unnd bitten ist, das nicht nötig itzt anzugreyffen.
[Excommunicacio] Allein von der excommunicacion etwas zumelden nottürftig, die anfencklich aus dem communiciren erfolget, von Cristo unnd apostolis ausgesatzt unnd gebraucht, wie diß itzunder zu schande, vorterb der armen ein lange zeit in teuflischem wesen gestanden und die gewalt allen pfarrern wider gottes wortt entzogen, ist schwer mit wenig wortten anzugeben. Verhoff, e. f. g. werde sampt der confirmacion puerorum auch jungst mit antragen ein gnedigs einsehen thun, cristlich nützlich altherkommen widerumb helffen zuerheben.
Gnediger fürst unnd her, diß seint die artickel, die mein gewissen lange zeit genagt, vor got nicht weyß zuvorantwortten unnd dennoch schuldig, rechnung davon zu geben, gantz tröstlicher hoffnung, e. f. g. werden sie behertzigen und ferner nachforschung haben, mir gnediglichen vorhelffen, aus disem elende zu kommen. Das bin ich schuldig mit unterthenigem gehorsam in ewigkeit nit zuvorgessen, darzu pflichtig zuvorbitten. E. f. g. sein got befolen in gnaden.
Zitierempfehlung:
Briefe und Akten zur Kirchenpolitik Friedrichs des Weisen und Johanns des Beständigen 1513 bis 1532. Reformation im Kontext frühneuzeitlicher Staatswerdung. Online-Edition: https://bakfj.saw-leipzig.de/doc/3032 [Datum des Zugriffs: 25.01.2025]
Lizenz:
Creative Commons, Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0)