Nr. 912 Johannes Eck an Kf. Friedrich
22. Juli 1519 (XXII. Julii) · Leipzig · Brief · Druck · deutsch ·
A:
Doctor Martin ludders Underricht an Kurfursten von Sachssen. disputation zu Leypszig belangent vnnd D. Eckius briue von der selbigen. [Augsburg 1520] (VD16 L 6831), fol. Aiir–Aivr (Druck).
Editionen:
KGK 2, S. 415f., 422–427, Nr. 132 Beilage (Volltext).; WA.Br 1, S. 459–462, Nr. 192 Beilage (Volltext).
Kritische Gesamtausgabe der Schriften und Briefe Andreas Bodensteins von Karlstadt. Bd. 2: Briefe und Schriften 1519, hrsg. von Thomas Kaufmann (Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte 93). Gütersloh 2019.
D. Martin Luthers Werke: Kritische Gesamtausgabe. Briefwechsel. Bd. 1: 1501–1520. Weimar 1930.
Bemerkung:
Der Brief wurde zum ersten Mal im Jahr 1520 in der Druckschrift „Doctor Martin ludders Underricht“ im Rahmen eines Berichts von der Leipziger Disputation, den Michael Eck, ein Vetter des Johannes Eck, für Johann von Schwarzenberg anfertigte, veröffentlicht. Eine handschriftliche Überlieferung des Briefes ist nicht vorhanden.
[1] Johannes Eck bittet Kf. Friedrich, nicht verärgert zu sein, dass er sich mit den Wittenberger Doktoren [Andreas Karlstadt und Martin Luther] auf die [Leipziger] Disputation eingelassen hat. Er wollte weder dem Kf. noch dessen Universität Wittenberg schaden, konnte aber zugunsten der Wahrheit des Glaubens die Angriffe Karlstadts nicht unbeantwortet lassen. [2] Eck tut es leid um Martin Luther, der sein Talent daran verschwendet, Irrtümer zu veröffentlichen, und seine Auslegung der Heiligen Schrift für besser hält als die aller Kirchenväter. Dass Luther viele der vom Konstanzer Konzil verdammten Artikel des Johannes Hus und der Böhmen für christlich hält und den Primat des Papstes leugnet, kann Eck nicht verstehen. [3] Eck hat die Disputation nur um der Wahrheit willen geführt und dafür weder vom Papst noch von anderen Geld erhalten. Im Gegenteil musste er auf eigene Kosten handeln. Dennoch hat er angeboten, mit Luther für weitere Disputationen auch nach Köln, Löwen oder Paris zu ziehen, obwohl er erwartet hatte, dass die Universität Leipzig das Urteil über die Disputation fällen würde, nachdem diese als Austragungsort gewählt wurde und dem Fs. [Hz. Georg von Sachsen] die Entscheidung über die Richter oblag. [4] Eck will mit seinem Bericht Luther nicht verunglimpfen, sondern sich bei Kf. Friedrich entschuldigen und ihn daran erinnern, was er dem christlichen Glauben, Land und Leuten schuldig ist. Dies wollte Eck schon vorher tun, weshalb er sechs Mal bei der kfl. Hofhaltung in Augsburg vorgesprochen hat, ohne allerdings zum Kf. vorgelassen zu werden. [5] Die kfl. Doktoren sind mit der Drohung abgereist, viel zu schreiben, obwohl es üblich ist abzuwarten, bis die beauftragten Universitäten ihr Urteil abgeben. Nicht die Schriften an sich stören Eck, aber deren Leichtfertigkeit und Schmachworte, welche sicher auch dem Kf. missfallen. Theologen sollen in ihren Schriften die Wahrheit suchen und nicht wie hipenbuben die Leute schmähen. [6] Nachdem Eck die von Luther [als Richter] vorgeschlagenen Universitäten [Paris und Erfurt] akzeptiert hat, will Luther nun noch die Juristen, Mediziner und Artisten einbeziehen, um durch die Menge anstatt durch Sachverstand eine Entscheidung zu seinen Gunsten zu erwirken. Dabei hatte Luther unlängst selbst den alten und berühmten Theologen Silvester [Prierias] für zu wenig geschickt gehalten, um seine Theologie verstehen zu können. [7] Der Kf. soll Ecks langes Schreiben nicht ungnädig aufnehmen und ihn entschuldigen. Er will nicht leichtfertig handeln, obwohl er unschwer eigene Schriften in der Art herausgeben könnte wie diejenigen, mit denen Karlstadt ihn angegriffen hat. Eck will sich gegenüber dem Kf. gehorsam verhalten und sich zurechtweisen lassen, falls er Fehler begangen hat. [8] Nachschrift: In der Disputation über das Papsttum war Eck auf die Argumente Luthers gut vorbereitet, da ähnliche Irrtümer bereits lange zuvor von anderen gelehrt wurden. Luther aber habe vermutet, dass kfl. Untertanen Eck eine neu gedruckte Schrift Luthers zugespielt hätten. Gegenüber Cäsar Pflugk wurde Peter Burckhard dessen zu Unrecht beschuldigt. Eck weist den Vorwurf zurück, kann sich aber leicht denken, was in dieser Schrift stand, und empfiehlt dem Kf. daher, sie zu verbrennen.
Zitierempfehlung:
Nr. 912. In: Briefe und Akten zur Kirchenpolitik Friedrichs des Weisen und Johanns des Beständigen 1513 bis 1532. Reformation im Kontext frühneuzeitlicher Staatswerdung. Online-Edition: https://bakfj.saw-leipzig.de/print/912 [Datum des Zugriffs: 25.04.2025]
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