Nr. 1753 Burkhard Schenk von Siemau an Georg Spalatin
· 27. Dezember 1522 (27. Decembris) · Venedig · Brief · Ausfertigung · lateinisch ·
A:
LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 217, fol. 47ar–48v, Zettel: 47arv (Ausfertigung, lateinisch).
B:
LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 217, fol. 47rv (Reinschrift, Übersetzung des Abschnittes Punkt [7] von Georg Spalatin mit Vermerk: „her Burckhardts Schencken meynung von sant Hieremias heiltumb“).
Edition:
Schneider: Briefe Burkards Schenkens, S. 68–77, Nr. 11 (Volltext, lateinisch).
Schneider, Christian Wilhelm: Zehen Briefe Burkards Schenkens von Simau, Lektors der Theologie im Franziskanerkloster St. Nikolas zu Venedig, an den Kurfürsten zu Sachsen, Friederich III. und an Georg Spalatin […] von d. J. 1516 bis 1524. In: Bibliothek der Kirchengeschichte 2 (1781). <https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb10027468>, S. 1-90.
[1] Burkhard Schenk erhielt den vor Monaten geschriebenen Brief Georg Spalatins mit dessen guten und schlechten Nachrichten, den er gespannt erwartet hatte und durch den er zur Freude, aber doch mehr zu Ärger verleitet wurde. Schenk hätte die alten Geschäfte ruhen lassen, wenn nicht Jakob Vergerius, der sich zwischenzeitlich in seiner Heimat aufhielt, jetzt aus Koper (Iustinopoli) wieder [in Venedig] eingetroffen wäre und eine Reaktion gewünscht hätte. Auf Bitten des Vergerius will Schenk nun Spalatin an den Inhalt seines Briefes erinnern und ihm folgende Antworten erteilen: [2] Spalatin bot in seinem Brief Schenk an, dass, wenn dieser zustimmt, er diejenigen Reliquien, die zusammen mit der Kreuzesreliquie geschickt wurden, wieder zurückerhält. Weder Schenk noch jemand anderes forderte die Reliquien zurück. Vielmehr ist dies wohl Spalatins Wunsch. [3] Spalatin legte in seinem Brief Schenk nahe, die Reliquien für möglichst viel Geld zu verkaufen unter der Annahme, dass sie in [Venedig] mehr wert sind als in [Kursachsen]. Schenk ist empört über diese Aussage, die sich nicht für einen Freund gebührt, von dem eher Mitleid zu erwarten gewesen wäre. Entweder hält Spalatin ihn ernsthaft für jemanden, der Simonie betreibt, oder empfiehlt ihm dies oder meint es ironisch. Schenk wies zwar [in seinen früheren Briefen] auf Geldausgaben hin, hat aber nie Simonie betrieben, was gottlos wäre. Zudem lehnt Schenk die Übertragung des Geschäftes an ihn ab, weil die Angelegenheit der Reliquien den [Brüdern] Vergerius oblag, die selbstständig handelten. Schenk kann seine Gläubiger durch den Verkauf seiner Bücher auszahlen, er lebte sparsam und hatte keinen Gewinn von den Reliquien, die ihm alles abverlangten. [4] Aus Spalatins Brief erfuhr Schenk betrübt, dass das Volk [in Kursachsen] die Körper von Heiligen geringschätzt. Dagegen verehren die Italiener fromm die Überreste der Heiligen. Wohl mit dem unrechten Ziel, diejenigen zu tadeln, die die Reliquien übersenden, schrieb Spalatin, dass sich sein Volk wieder darauf besonnen hat, zum Erreichen des Heils allein auf das Wort Gottes, den Glauben und auf die Werke der Nächstenliebe zu vertrauen. Damit tut Spalatin den Vorfahren und den jetzt Lebenden, die Heilige und Reliquien verehren, Unrecht, da auch für sie diese Verehrung zur Erreichung des Heils nicht zwingend ist. Auch für sie reichen das Wort Gottes, der Glaube und die Nächstenliebe aus. Zudem sammelte und schickte Schenk die Reliquien nicht aus eigenem Antrieb, sondern auf schriftliche Bitten [Kf. Friedrichs und Spalatins]. [5] Mit der Aussage Spalatins, dass Schenk, wenn er es richtig anstellt, aus der Reliquiensache besser herauskommen kann als inzwischen befürchtet, irrt Spalatin und tut Schenk Unrecht. Schenk dachte dabei nie an einen irdischen Vorteil. Spalatin will wohl durch seine Ausführungen die Schuld auf Schenk lenken, indem er schreibt, dass er hoffte, dass Schenk alles, was er ihm schrieb, in richtiger Weise zur Kenntnis genommen hat. Schenk bedachte von Anfang an den Aufwand mit. Für ihn war der größere Gewinn der Dienst an [Kf. Friedrich] als die Aussicht auf tausend Gulden. Schenk berichtete Spalatin von den Ausgaben nicht aus Habgier, sondern mit dem Ziel, die Gläubiger auszuzahlen. [6] Schenk berichtete Spalatin stets in seinen Briefen [vgl. Nr. 1423] über Jakob Vergerius und seine Sorgen wegen [der Kosten für die Reliquienbeschaffung und -überschickung]. In den Antwortschreiben untersagte Spalatin aber nie die benannten Ausgaben, nur in Bezug auf die Sendung der Bücher und anderer Sachen machte Spalatin manchmal die Vorgabe, dass dies ausschließlich über die Bank [der Fugger] zu erfolgen hat. Dagegen verstießen die [Brüder] Vergerius und begingen aus Starrsinn einen Fehler, wie Schenk mitteilte [Nr. 1526]. Nun scheint es, dass Spalatin in seinem letzten Brief die Schuldfrage für die hohen Ausgaben Schenk mit dem Vorwurf aufbürdet, er hätte einem Befehl, kein Geld auszulegen, nicht gehorcht. Schenk befahl den anderen, die mit der Aufgabe [der Reliquienbeschaffung] betraut waren, nicht, Ausgaben zu tätigen, verbot dies aber auch nicht. Zur Erreichung des Auftrags und für [Kf. Friedrich] nahm Schenk die Ausgaben in Kauf. Er bittet Spalatin, ihm zusätzlich zum Schaden nicht auch noch die alleinige Schuld aufzuerlegen, sondern [auf mehrere Beteiligte] zu verteilen. Trost und Kraft spenden Schenk die dankbaren Grüße [Kf. Friedrichs]. [7] Schenk berichtete Spalatin bereits, dass einige Personen über Jakob Vergerius wegen der Reliquien üble Nachrede betreiben. Diese Personen planen künftig weitere Schritte. Wenn Jakob Vergerius nicht das Heiltum, das auf einem mitgeschickten Zettel verzeichnet ist, derjenigen Kirche, aus der es stammt, zurückgibt oder einen Ausgleich erbringt, wird man gegen ihn bald öffentlich einen Prozess führen. Jakob Vergerius und seine Brüder baten daher Schenk zur Verhinderung von Ärger, an Spalatin zu schreiben und ihn zu bitten, als Vermittler bei [Kf. Friedrich] dafür zu sorgen, dass sie die Reliquien wieder zurückbekommen. Dafür wollen sie dem [Kf.] andere Reliquien besorgen. Sollte aber [Kf. Friedrich] damit nicht einverstanden sein, bittet Schenk darum, dass Spalatin die Antwort darauf nicht aufschiebt. [8] Im Namen von Jakob Vergerius bittet Schenk Spalatin um die Unterstützung für ein Empfehlungsschreiben [Kf. Friedrichs]. Für Vergerius wäre dies der Abschluss seiner Mühen. Er wünscht keine Aufwandsentschädigung oder Geschenke, sondern Empfehlungsschreiben [Kf. Friedrichs] für ihn an Papst [Hadrian VI.] und Ehz. [Ferdinand] von Österreich, damit ihm irgendein Benefizium übertragen wird. Die Empfehlungsschreiben sollen entweder Schenk oder Jakob Vergerius geschickt werden. Damit ist die Angelegenheit beendet. [9] Grüße an [Bernhard] von Hirschfeld, Hans von Dolzig und [Hans] Schott. Spalatin soll sich nicht über Schenks Worte ärgern. [10] Zettel: Nachdem die Briefe bereits verschlossen waren, trafen Nachrichten ein, die Schenk weiterleitet. Kaufleute berichteten unter anderem vom Tod Bf. [Georgs von Slatkonia] von Wien, dessen Nachfolge der Bf. von Triest [Pietro Bonomo] antrat. Daher sei nun der Bischofsstuhl in Triest vakant und leicht zu haben. Nachdem Schenk die Angelegenheit überdacht hat, bittet er nun Spalatin darum, für ihn von Kf. Friedrich ein Empfehlungsschreiben an Gf. Kristóf Frangepán zu erlangen. Der Gf. ist Marschall des Ehz. [Ferdinand] von Österreich, Schenk zugeneigt und kann die Sache vorantreiben. Um von Kf. Friedrich das erbetene Empfehlungsschreiben zu erlangen, können Spalatin auch Bernhard von Hirschfeld, Hans von Dolzig und [Hans] Schott helfen. Das kfl. Schreiben will Schenk an den Gf. schicken.
Zitierempfehlung:
Nr. 1753. In: Briefe und Akten zur Kirchenpolitik Friedrichs des Weisen und Johanns des Beständigen 1513 bis 1532. Reformation im Kontext frühneuzeitlicher Staatswerdung. Online-Edition: https://bakfj.saw-leipzig.de/print/1753 [Datum des Zugriffs: 03.05.2025]
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