[1] Karl von Miltitz erinnert Kf. Friedrich an den Brief, den dieser ihm bei ihrem Treffen in Gotha [wohl am 11. September 1520] für Fabian von Feilitzsch mitgegeben hat. Miltitz reiste von Gotha nach Erfurt weiter und schickte den Brief mit einem eigenen Begleitschreiben an Feilitzsch. Dann erkrankte er für sieben Tage und blieb in Erfurt. [2] In dieser Zeit besuchte ihn der neue Generalvikar der Augustinereremiten Wenzeslaus [Linck]. In ihrem Gespräch stellte sich heraus, dass Miltitz einen Brief von [Johann von] Staupitz nicht erhalten hat, der für sein Gespräch mit Kf. Friedrich wichtig gewesen wäre, damit der Kf. [Luthers] Absicht und die Mühe der [zu dem Gespräch in Eisleben] geschickten Vertreter des Augustinereremitenordens versteht. [Linck] unterrichtete Miltitz nun über das Gespräch [in Eisleben] und teilte mit, dass [Luther] sich gehorsam zeigte und an Papst [Leo X.] schreiben wird. Danach ritt Miltitz nach Altenburg, wo er den Brief von Staupitz und ein Schreiben von [Luther] an [Georg] Spalatin vorfand. Miltitz reiste von dort aus nach Eisleben, um [Linck] zu bitten, ihn zu einem Gespräch mit [Luther] zu begleiten. Da er [Linck] nicht antraf, reiste er nach Leipzig weiter, wo er [Johannes] Eck traf, mit dem er sich unterredete. [3] Eck stellte seine Befehle dar, wie er [Luther] belehren will. Am 21. September publizierte Eck die päpstliche Bulle [„Exsurge Domine“] in Meißen, am 25. September in Merseburg und am 29. September in Brandenburg. Eck übergab Miltitz eine beglaubigte Kopie der Bulle, die er mit diesem Brief an Kf. Friedrich weiterleitet. Eck prahlte sehr, weil Hz. Georg [von Sachsen] an den Rat der Stadt [Leipzig] schrieb, der ihm einen goldenen Kelch mit Gold gefüllt schenken sollte. Noch am 29. September wurden an zehn Orten [Spottgedichte] gegen Eck aufgehängt. Ein Exemplar übersendet Miltitz. Eck floh in das Dominikanerkloster Leipzig. Gegenüber Cäsar Pflugk klagte Eck, dass er sich in der Stadt nicht zeigen darf. Auf Anweisung Pflugks ließ der Rektor der Universität [Petrus Mosellanus] ein Mandat gegen diese Störungen ausgehen, von dem Miltitz ebenfalls ein Exemplar übersendet. Doch das Mandat hat nicht geholfen. Es wurde ein Spottlied auf Eck gedichtet, das in der Stadt gesungen wird. Eck ist sehr traurig, zumal er Drohbriefe ins Kloster geschickt bekommt. Es sind über 50 Studenten aus Wittenberg da, die Eck verspotten. Eck selber schrieb ein Büchlein, das Miltitz in vier Exemplaren übersendet. Von [Augustin von Alveldts] Schrift gegen [Luther] kann Miltitz nur den ersten Bogen mitschicken. [4] Miltitz möchte heute zu Fabian von Feilitzsch reiten. Dieser soll [Luther] bitten, nach Lichtenberg oder Eilenburg zu kommen, damit Miltitz nochmals mit ihm reden kann. Miltitz will wissen, ob [Luther] noch zu seinen Zusagen steht. Er wird die Wahrheit über die Bulle [„Exsurge Domine“] sagen, die vor einer Frist von 120 Tagen nicht in Kraft tritt. [5] Miltitz sagte Eck, dass dieser die Bulle unrechtmäßig publiziert, weil sich die Angelegenheit in einer friedlichen Verhandlung befindet. [6] Miltitz hatte gehofft, dass [Wolfgang] Hofman ihm das Geld, das Miltitz für Kf. Friedrich ausgegeben hat, auf der Leipziger Messe erstattet. Da Miltitz den Kf. in Gotha über seine Situation unterrichtete, hofft er, dass ihm das Geld noch angewiesen wird. Ohne das Geld kann Miltitz nicht nach Rom reisen. Er muss noch Geschenke für seine Beschützer in Rom kaufen, zumal ihm Eck wegen [Luther] gedroht hat. [7] Weiterhin bittet Miltitz den Kf., dass dieser an Papst [Leo X.] schreibt, damit Miltitz nicht ohne ein Schreiben Kf. Friedrichs vor dem Papst erscheint in Anbetracht, dass auch [Luther] an den Papst schreibt. Miltitz bittet, dass Kf. Friedrich den jungen Kardinälen zwei oder drei goldene und ebenso viele silberne Münzen schenkt, da sie bisher auf Seiten des Kf. standen. Miltitz bittet ebenfalls um eine Münze Kf. Friedrichs, da ihm seine gestohlen wurde. Ebenso bittet Miltitz um sein Dienstgeld.
Zitierempfehlung:
Nr. 1123. In: Briefe und Akten zur Kirchenpolitik Friedrichs des Weisen und Johanns des Beständigen 1513 bis 1532. Reformation im Kontext frühneuzeitlicher Staatswerdung. Online-Edition: https://bakfj.saw-leipzig.de/print/1123 [Datum des Zugriffs: 02.08.2025]
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