[1] Martin Luther teilt Georg Spalatin mit, dass er ungern direkt an Kf. Friedrich schreibt. Spalatin soll sein Schreiben entgegennehmen und an den Kf. weiterreichen. [2] Der päpstliche Legat [Kard. Thomas Cajetan] verhandelt nun schon den vierten Tag mit Luther. Er verspricht zwar, auf den Kf. Rücksicht zu nehmen, agiert aber doch mit Gewalt. Er wollte nicht mit Luther disputieren, sondern seinen Widerruf erzwingen. [Cajetan] argumentierte mit der Extravagante Papst Clemens VI. „Unigenitus“, wonach die Verdienste Christi der Schatz des Ablasses seien. Luther durfte sich durch die Vermittlung verschiedener Personen schriftlich dazu äußern. Sein Schreiben übergab er in Anwesenheit Philipps von Feilitzsch, des Gesandten Kf. Friedrichs.  Jedoch verwarf [Cajetan] Luthers Schreiben und verlangte lautstark seinen Widerruf. In der Argumentation bezog sich [Cajetan] auf Thomas [von Aquin]. [3] Schließlich entgegnete Luther energisch, dass er widerriefe, wenn die Extravagante diese Lehre tatsächlich belege. Als [Cajetan] angestrengt nachlas, fand er, dass Christus durch sein Leiden einen Schatz erworben hat. Damit war Luthers Argumentation bewiesen, dass es ein Unterschied ist, einen Schatz zu erwerben und einen Schatz zu haben. [Cajetan] wollte nun zu anderen Themen übergehen. Luther ging dann bald fort, und der Legat wollte ihn nur noch sehen, wenn er widerruft. [4] Nach dem Mittagessen verhandelte [Cajetan] mit dem Generalvikar [Johann von] Staupitz in der Hoffnung, auf diese Weise den Fall zu klären. Noch ist nichts entschieden.
Zitierempfehlung:
Nr. 772. In: Briefe und Akten zur Kirchenpolitik Friedrichs des Weisen und Johanns des Beständigen 1513 bis 1532. Reformation im Kontext frühneuzeitlicher Staatswerdung. Online-Edition: https://bakfj.saw-leipzig.de/print/772 [Datum des Zugriffs: 22.12.2024]
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