Nr. 1082 Papst Leo X. an Kf. Friedrich
8. Juli 1520 (die VIII. Julii) · Rom · Brief · Abschrift · lateinisch
A:
AA Vaticano, Arm. LXIV, 17, fol. 66r–67r (Abschrift, lateinisch).
Editionen:
Dokumente zur Causa Lutheri 2, S. 434–437, Nr. 43 (Volltext, lateinisch).; Balan: Monumenta Reformationis, S. 1–3, Nr. 1 (Volltext, lateinisch).
Dokumente zur Causa Lutheri (1517–1521). Teil 2: Vom Augsburger Reichstag 1518 bis zum Wormser Edikt 1521, hrsg. von Peter Fabisch und Erwin Iserloh (Corpus Catholicorum 42). Münster 1991.
Balan, Petrus: Monumenta Reformationis Lutheranae ex tabulariis secretioribus S. Sedis 1521–1525. Regensburg 1884. <https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11621879>.
Bemerkung:
Diese Bulle „Credere volumus“ wurde offenbar durch Hieronymus Aleander zu den Verhandlungen mit Kf. Friedrich nach Köln mitgenommen und diesem wohl auch übergeben oder zumindest vorgelegt [vgl. #]. Vom selben Tag, 8. Juli 1520, existiert eine weitere Bulle Leos X. an Kf. Friedrich [„Quod ad nos“, #], die über Johannes Eck an Hz. Johann gelangte [vgl. #].
[1] Papst Leo X. ermahnt Kf. Friedrich, dass eine Person, die etwas gegen das heilige Gesetz und die Schriften begeht, aus der Kirche verbannt werden muss, zumal, wenn Starrsinn und Trotz hinzukommen. Von Anfang an rief der Papst Gott und Kf. Friedrich als Zeugen seiner Erkenntnis über Martin Luther auf, der den Heiligen Stuhl hasst und so weit geht, dass er die Fundamente des wahren Glaubens erschüttert, die guten Sitten und die Seelen verdirbt sowie die Ordnung des christlichen Staates umwirft. Luthers Frevel wurde viel zu lang gestattet. Der Papst hofft aber, dass dies aus der Hoffnung zugelassen wurde, dass Luther bereut und das Ansehen Kf. Friedrichs nicht beschädigt wird. Öffentliche Gerüchte besagen, dass Luther dem Kf. lieb und willkommen ist und sich Luther über Gebühr auf den Schutz des Kf. verlässt. [2] Papst Leo X. erinnert Kf. Friedrich an seine Tugend, an das Vorbild seiner Vorfahren, die für den christlichen Glauben und den Heiligen Stuhl eintraten, sowie an sein Versprechen gegenüber dem päpstlichen Gesandten Kard. Thomas [Cajetan] von S. Sixti, dass er Luther nicht mehr begünstigt, wenn dieser durch den Apostolischen Stuhl verworfen wird. [3] Der Papst hätte gewünscht, dass sich Luther mit ihm aussöhnt, so war Kf. Friedrich Zeuge mehrfacher väterlicher Ermahnungen, Drohungen und Versprechungen. Nachdem aber alle Versuche fehlschlugen, sich der Teufel durch Luther im ganzen Reich behauptete und die Befürchtung aufkam, dass das eine kranke Schaf viele ansteckt, wurde nun zu einer heftigeren Arznei gegriffen. Nach Zusammenkunft und Beratung der Kardinäle im Konzil mit etlichen Gelehrten wurde eine päpstliche Bulle [„Exsurge Domine“] ausgestellt. [4] Papst Leo X. ordnet an, dass ein Exemplar der Bulle Kf. Friedrich überbracht wird, und fordert Kf. Friedrich auf, sein Wohlwollen Luther zu entziehen, wenn dieser die Gelegenheit zur Buße ausschlägt. Die Bulle des Papstes soll öffentlich angeschlagen und seine Anordnungen umgesetzt werden, da es sich dabei um jene Verwerfung Luthers und seiner Irrungen durch den Apostolischen Stuhl handelt, auf die Kf. Friedrich laut seiner Auskunft gewartet hat. [5] Die Irrtümer Luthers hätte Kf. Friedrich durch seine Klugheit bereits bemerken können: Luther strebt danach, die längst verurteilte Ketzerei der Waldenser, Hussiten und Böhmen zu erneuern, schlägt sich auf die Seite der Türken und will seiner eigenen Meinung unter Berufung auf Augustin mehr Glauben schenken als den Schriften der heiligen Lehrer, Konzilien und Päpste. Nachdem nun noch die Erklärung des Heiligen Stuhls hinzukommt, soll Kf. Friedrich dem Papst die Treue erweisen und sein Versprechen einlösen, um damit auch die Gerüchte gegen ihn zu zerstreuen und seine Tugend und sein öffentliches Ansehen zu behalten. Papst Leo X. erbittet dies nicht nur von Kf. Friedrich, sondern er fordert es im Namen Gottes und aufgrund der Tugend des Gehorsams.
Zitierempfehlung:
Nr. 1082. In: Briefe und Akten zur Kirchenpolitik Friedrichs des Weisen und Johanns des Beständigen 1513 bis 1532. Reformation im Kontext frühneuzeitlicher Staatswerdung. Online-Edition: https://bakfj.saw-leipzig.de/print/1082 [Datum des Zugriffs: 04.09.2025]
Lizenz:
Creative Commons, Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0)