Nr. 1261 Thomas Nauenhayn an Kf. [Friedrich]
24. Juni 1521 (am Tag Johannis, des Täufers des Herrn) · [Wittenberg] · Brief · Abschrift · deutsch
A:
LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 23, fol. 3rv (Abschrift, beschädigt mit Textverlust).
[1] Thomas Nauenhayn berichtet Kf. [Friedrich] von dem Mandat Bf. Johanns VII. von Meißen zur Veröffentlichung der päpstlichen Bulle [„Exsurge Domine“] gegen Martin Luther. [2] Das Mandat erhielt Nauenhayn als mithpfarrer zu Wurzen durch den dortigen Offizial am 22. März. Er unterließ die Veröffentlichung, da er an den folgenden zwei Sonntagen nicht predigte und es für ausreichend hielt, dass die Bulle im Dom [St. Marien zu Wurzen] verkündet wird. [3] Die verworfenen Artikel Luthers hält Nauenhayn für schriftgemäß. Er wollte dem Volk lieber Gottes Wort als menschliche Gebote vortragen. [4] Deshalb wurde er vor den Bf. gefordert, um diesem die Gründe für seine Verweigerung zu nennen. Nachdem er das getan hatte, wurde er aus dem Kurfürstentum weggeführt und inhaftiert, bis er aus gesundheitlichen Gründen um Freilassung bat. Da er keine besseren Gründe für sein Verhalten nennen konnte, forderte der Bf. ihn auf, die in seinem Besitz befindlichen Lutherschriften zu zerschneiden und sich an einem beliebigen Ort, außer in Wittenberg, die Absolution erteilen zu lassen und diese dem Bf. vorzulegen. [5] Als Nauenhayn den bfl. Kanzler fragte, wo er sich absolvieren lassen könnte, wurde er an [Johannes] Eck verwiesen. Diesen darum zu bitten, konnte Nauenhayn aber mit seinem Gewissen und dem Evangelium nicht vereinbaren. [6] Da er auf kfl. Unterstützung hofft und Dinge lernen will, mit denen er der Gemeinde zukünftig nützlich sein kann, begab sich Nauenhayn an die Universität [Wittenberg]. [7] Nauenhayn bittet den Kf. um seinen Rat und um Schutz vor dem Bf.
[1] Durchlauchtigster hochgeborner furst unnd gnediger herre, euern churfursthlichen unnd fursthlichen gnaden mein gepeth zcu goth mit underthenigen, willigem gehorßam alleczeith bereyt unnd fuge hyr mit e. c. unnd f. g. wisßen, nach dem von bebsthlicher heylikeyt zcur zceith uber schrifft unnd pucher des hochwirdigen unnd gelarten doctoris Martini Luthers außgangen ist eyn bulle abber mandat mit vorsiglunghe des erwirdigen in goth vaters unnd hern, ern Johan von Sleyntz, bischoff zcu Meysßen, der masßen, wy e. c. unnd f. g. fuglicher weys ßunder tzweyffel, dan ich armer prister e. c. und f. g. mag vortragen. [2] Welche mir dan auch zcur zceith als eynem mithpfarrer zcu Wurczen freitag nach Judica durch pothschafft des officials aldo zcugefertigt unnd bfehell gethan, ich sulde dy wol uberleßen unnd darnach vorkundigen unnd anslagen, welchs ich danne nicht vorfertigt habe, angesehen, das ich tzwene sontage nicht gepredigeth, auch das seyner gnaden volck nicht ungelimpff dar auß enstunde, gedacht es were genugk, das es uffm thum als yn der ubersten pfarkirchen vorkundigt were [3] und weytter mich nicht wisßen zcu bewaren, dweyl dy artickel, in der bullen vordampt, durch den wirdigen vater Martinum auß grund der schrifft nach meynem duncken und viler wol vorbloth gedacht, pesßer zcu seyn nur ungelimpff zcu hobben bey menschen, den in den zcorn gotts zcufallen. Dweyl aber dy zeith vil muhe hat eyn pfarrer mit seynem volcke, ist mir auch ernsthlich eyngebildeth, das mirs vordinsthlicher were, den selbigen meynen vortrauthen gottes worth vorczutragen, dan sy in menschen gepotten zcu vorhyndern und gedacht dem neuen pfarrer mir nach komende dy uberanthwirthen. [4] Ist in mithler zceit seyne gnaden zcukunfft erschynen, mich vorgeforderth, ursach yr furzcutragen, war umb ich sulcher bullen nicht genug gethan. Hab ich seyner gnaden dy oben berurte ursachen angeczeigt, welchs seyne gnade als vor ungenugsame ursachen von eynem grauhobtigen manne angesehen unnd mich auß e. c. und f. g. furstenthum gefencklichen in eyn ander furstenthum gefureth unnd IIII wochen [---] tage behalten, pyss ich kranckheyt halben an seyne gnade suppl[iciert] [---] auch furkomen an mich gesunnen, ßo ich nach ursachen, dy pesßer ge[---] anczegten, dan gemelte suldt ich vortragen. Szo ich dan keyne ander geha[bt], hat mich seyne gnade von im abgefertigt und dy pucher doctoris Martini, welche ich mit grosßer muhe uberkomen unnd mit vleyß durchleßen, IIII behalten eyngebunden, welche er myr gepoth zcu sneyden und gesagt, ich solle mich lasßen absolviren, wo ich wolte, außgeslosßen zcu Wittenbergk, unnd seyner g. brenge dy absolucion, als deme wolt er mich gerne vor eynen prister annhemen. [5] Hab ich weytter seyner g. cantzler angesunnen, wolt mir anczeygen, wo ich mochte absolviret werden, dy weyl seyn g. sagt, ich were irregularis. Hat er mich zcum Eckio geweyst, welchs ich nicht gesinth pyn, dan ich grosßer beswerunghe meyner gewisßen dar auß gewertig pyn unnd der absolucion von ime nach irregulariteth seyner gnaden nicht geloben geb, weyl sy im evangelio nicht grundt hat. [6] Der maßen hab ich mich nun auß zcuvorsicht e. c. und f. g. in dysße universitet gewanth, do ich hoch vormercke myr nutzlich furder, ßo mich goth darzcu erfordern wurdt, dem volke nutzlich zcu seyn, welchs ich doch swerlich, ßo ich meynen pristerstandt nicht solt geprauchen, kundt vorstracken. [7] Der halben, weyl dyß in e. c. unnd f. g. furstentumb in abweßen gescheen, hab ichs nicht konnen e. c. und f. g. vorhalten, ßundr geb das e. c. und f. g. in demuth zcu erkennen. Alles was ich geliden hab umb der warheyt willen, hab ich gerne unnd willig geliden, gedenck auch, das nicht zcu rechen, vortraue, goth wirth myr das wol belonen. Ist der halben meyn pitten an e. c. und f. gnade, dy weyl yr gerumpt seyt eyn williger vatter der elende, e. c. unnd f. g. wolde hyrinne myr rettig seyn unnd gnediglichen vorschaffen, wy e. c. und f. g. vormagk, das ich mochte in der sachen vor dem bischoffe frey unnd sicher seyn, meynes ampts halben hy aber in seynen bischthum, wo mich goth hyn fordert, ßo ich von hynnen abscheyden mochte, wil ich kegen goth in meynem gepeth vor dynen unnd goth den almechtigen vor e. c. unnd f. g. langleben und selig regiment vleyssig pitten.
[1] Durchlauchtigster hochgeborner furst unnd gnediger herre, euern churfursthlichen unnd fursthlichen gnaden mein gepeth zcu goth mit underthenigen, willigem gehorßam alleczeith bereyt unnd fuge hyr mit e. c. unnd f. g. wisßen, nach dem von bebsthlicher heylikeyt zcur zceith uber schrifft unnd pucher des hochwirdigen unnd gelarten doctoris Martini Luthers außgangen ist eyn bulle abber mandat mit vorsiglunghe des erwirdigen in goth vaters unnd hern, ern Johan von Sleyntz, bischoff zcu Meysßen, der masßen, wy e. c. unnd f. g. fuglicher weys ßunder tzweyffel, dan ich armer prister e. c. und f. g. mag vortragen. [2] Welche mir dan auch zcur zceith als eynem mithpfarrer zcu Wurczen freitag nach Judica durch pothschafft des officials aldo zcugefertigt unnd bfehell gethan, ich sulde dy wol uberleßen unnd darnach vorkundigen unnd anslagen, welchs ich danne nicht vorfertigt habe, angesehen, das ich tzwene sontage nicht gepredigeth, auch das seyner gnaden volck nicht ungelimpff dar auß enstunde, gedacht es were genugk, das es uffm thum als yn der ubersten pfarkirchen vorkundigt were [3] und weytter mich nicht wisßen zcu bewaren, dweyl dy artickel, in der bullen vordampt, durch den wirdigen vater Martinum auß grund der schrifft nach meynem duncken und viler wol vorbloth gedacht, pesßer zcu seyn nur ungelimpff zcu hobben bey menschen, den in den zcorn gotts zcufallen. Dweyl aber dy zeith vil muhe hat eyn pfarrer mit seynem volcke, ist mir auch ernsthlich eyngebildeth, das mirs vordinsthlicher were, den selbigen meynen vortrauthen gottes worth vorczutragen, dan sy in menschen gepotten zcu vorhyndern und gedacht dem neuen pfarrer mir nach komende dy uberanthwirthen. [4] Ist in mithler zceit seyne gnaden zcukunfft erschynen, mich vorgeforderth, ursach yr furzcutragen, war umb ich sulcher bullen nicht genug gethan. Hab ich seyner gnaden dy oben berurte ursachen angeczeigt, welchs seyne gnade als vor ungenugsame ursachen von eynem grauhobtigen manne angesehen unnd mich auß e. c. und f. g. furstenthum gefencklichen in eyn ander furstenthum gefureth unnd IIII wochen [---] tage behalten, pyss ich kranckheyt halben an seyne gnade suppl[iciert] [---] auch furkomen an mich gesunnen, ßo ich nach ursachen, dy pesßer ge[---] anczegten, dan gemelte suldt ich vortragen. Szo ich dan keyne ander geha[bt], hat mich seyne gnade von im abgefertigt und dy pucher doctoris Martini, welche ich mit grosßer muhe uberkomen unnd mit vleyß durchleßen, IIII behalten eyngebunden, welche er myr gepoth zcu sneyden und gesagt, ich solle mich lasßen absolviren, wo ich wolte, außgeslosßen zcu Wittenbergk, unnd seyner g. brenge dy absolucion, als deme wolt er mich gerne vor eynen prister annhemen. [5] Hab ich weytter seyner g. cantzler angesunnen, wolt mir anczeygen, wo ich mochte absolviret werden, dy weyl seyn g. sagt, ich were irregularis. Hat er mich zcum Eckio geweyst, welchs ich nicht gesinth pyn, dan ich grosßer beswerunghe meyner gewisßen dar auß gewertig pyn unnd der absolucion von ime nach irregulariteth seyner gnaden nicht geloben geb, weyl sy im evangelio nicht grundt hat. [6] Der maßen hab ich mich nun auß zcuvorsicht e. c. und f. g. in dysße universitet gewanth, do ich hoch vormercke myr nutzlich furder, ßo mich goth darzcu erfordern wurdt, dem volke nutzlich zcu seyn, welchs ich doch swerlich, ßo ich meynen pristerstandt nicht solt geprauchen, kundt vorstracken. [7] Der halben, weyl dyß in e. c. unnd f. g. furstentumb in abweßen gescheen, hab ichs nicht konnen e. c. und f. g. vorhalten, ßundr geb das e. c. und f. g. in demuth zcu erkennen. Alles was ich geliden hab umb der warheyt willen, hab ich gerne unnd willig geliden, gedenck auch, das nicht zcu rechen, vortraue, goth wirth myr das wol belonen. Ist der halben meyn pitten an e. c. und f. gnade, dy weyl yr gerumpt seyt eyn williger vatter der elende, e. c. unnd f. g. wolde hyrinne myr rettig seyn unnd gnediglichen vorschaffen, wy e. c. und f. g. vormagk, das ich mochte in der sachen vor dem bischoffe frey unnd sicher seyn, meynes ampts halben hy aber in seynen bischthum, wo mich goth hyn fordert, ßo ich von hynnen abscheyden mochte, wil ich kegen goth in meynem gepeth vor dynen unnd goth den almechtigen vor e. c. unnd f. g. langleben und selig regiment vleyssig pitten.
Zitierempfehlung:
Nr. 1261. In: Briefe und Akten zur Kirchenpolitik Friedrichs des Weisen und Johanns des Beständigen 1513 bis 1532. Reformation im Kontext frühneuzeitlicher Staatswerdung. Online-Edition: https://bakfj.saw-leipzig.de/print/1261 [Datum des Zugriffs: 28.04.2025]
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