[1] Der Amtmann Georg von Kitzscher sowie Bgm., Rat und Gemeinde zu Leisnig teilen Kf. [Friedrich], der ihnen wegen des in der Pfarrei geschehenen Frevels einen Befehl erteilt hatte, Folgendes mit: [2] Ihr Pfarrer hat, wie dies bei ihnen schon lange üblich ist, einen Prediger angestellt, der die Gemeinde grob anredete, wohl um sie zu zwingen, mehr Geld für Zeremonien zu geben. [3] Die Gemeinde bat den Rat, über dieses nicht zeitgemäße Verhalten mit dem Pfarrer zu sprechen. Der Pfarrer antwortete, dass Sünde gestraft werden muss. Der Rat verwies auf das Evangelium und die Lehre der Propheten und Apostel. [4] Der Prediger wandte sich danach in seinen Predigten gegen den Pfarrer sowie gegen die Mönche. [5] Daraufhin stürmten einige Personen die Pfarrei. Eine Verfolgung durch den Rat blieb erfolglos, er will aber zukünftig dafür sorgen, dass so etwas unterbleibt. [6] Der Zorn der Gemeinde geht auf Anmaßungen von Rechten durch die Mönche [des Zisterzienserklosters Buch] zurück. [7] Amtmann, Bgm., Rat und Gemeinde bitten Kf. [Friedrich] darum, sie mit einem weltgeistlichen Pfarrer zu versehen, der das Evangelium predigen kann. Sie überschicken außerdem eine Schrift mit weiteren Gebrechen zwischen ihnen und dem Pfarrer.

[1] Durchlauchtigster, hochgebornner furst und hern, euhern churfurstlichen gnaden seinth unser underthenige, willige dinst allezceith zuvor etc. Auff e. ch. f. g. bevelh, dem ampthman unnd uns gethan, den frevel unnsers pfarres belanghende, fugen wir e. ch. f. g. underthenigklich wissen dieße meynung. [2] Es hath unnser pfar einen prediger gehabt, der die leuthe groplich uff dem predistul vorhont. Als es eine langhe zceith bey uns ist gewoneth gewest, das er und ander pfar haben ire prediger auffs volgk zu predigen geweyst, do mit sie villeycht gemeynth, das volgk zu zwinghen, yn dester mher zu opffern, begengknis, vigilien, messen, bruderschafften zu bestellen. [3] So aber die zceith solchs nymmer leyden wil, ist die gemeine vorm rathe erschynnen, in gebethen, das es der rath mit dem pfar reden wolde, welches geschen, hath der pfar geanthworth, man muste dennoch sunde straffen. Hir auff im der rath gesagt, wue man seunde mith dem heyligen ewangelio adder der heyligen propheten und apostel lere straffen wurde, do widder wurde sich kein vorstendiger seczen. [4] Do nue der prediger gemargkt, das er der gemeyne ungonst und des rats durch solch leychtfertige predigen erlangt, villeycht keynen adder geringhen lon vom pfar hir umb entpfanhen, hat sich die sache wunderlich umb gebarth, das der selbige so lesterlich hefftigk dingk auff dem pfarher und bettel monnich gepredigeth, das solchs zu langhe zu schreyben were. Under andern wortten gesagt, es zcymme eynem monniche nicht, eyne pfar zu regiren, man solle eyne hesels speycze nhemen und an underlas die monniche ins closter schmeyssen. [5] Hir auff sich villeycht lose gesellen auff zwue nacht voreynth und im die pfar gestormeth, hynder unserm wissen und willen, das goth weyß unnd wir worlich keynen gefallen hir ynne haben, wie wol wir ein mal mith gerichte nach gevolgt, haben sie sich behengdigklich vorstohelen, den es bey der nacht gewest, wollen es aber hyn forder mith mogelichen vleys in thorm und sonst vorwaren, das es forder keyne noth sol haben, der gemeyn der halben solchen auffrur bey leybe und guth verbothen. [6] Das aber die gemeyne so grymm und zcornigk auff die monnich seyn, sol e. ch. f. g. nicht gros wundern. Es ist nicht vil uber funffzcen jaren, das dye monnich mith der stadt an spynnen umb die schul, altario, kirchnerey zuvorleyhen, hat dis mal der rath mith der gemeyne uber funffhundert gulden vorlediget, das man alles, so es vonnothen, aus den statregister beweyßen mochte, des sye keynen grundt aber fug hatten. Ob solchs die gemeyne nicht smherczen solth, bitten wir des e. ch. f. g. zu beherczigen. Besurgen, das swerlich die gemeyne mith den monnichen in guthe eynigkeyt komme, so sye solchen vorlust gedencken und die warheyth an tagk kometh, was ir heyliges leben gewirgkt. [7] Der halben e. ch. f. g. bith der ampthman, der rath und gancze gemeyne mith hochem vleyß underthenigklich unnd demuttigklich, e. ch. f. g. wollen uns mith eynem wertlichem pfar, der do selbst das ewangelium predigen kan, genegdigklich vorsehen laßen. Das wert der ewige, guttige goth e. ch. f. g. ungezweyffelich hochlich belohenen. Andere redeliche gebrechen, die der rath und gemeyne widder unnser pfar haben mith ein gelegther schrifft neben dyeßer entschuldigung. E. ch. f. g. bitten wir, die selbige in gnaden anzunhemen mith erbitung, e. ch. f. g. allezceit mith leybe und guth underthenigklich zuvordienen etc.
Zitierempfehlung:
Nr. 1463. In: Briefe und Akten zur Kirchenpolitik Friedrichs des Weisen und Johanns des Beständigen 1513 bis 1532. Reformation im Kontext frühneuzeitlicher Staatswerdung. Online-Edition: https://bakfj.saw-leipzig.de/print/1463 [Datum des Zugriffs: 18.06.2025]
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