[1] Kf. Friedrich berichtet Papst [Leo X.], dass der päpstliche Legat, Kard. Thomas [Cajetan] von S. Sixti, auf dem Reichstag zu Augsburg im vergangenen Sommer Auskünfte zur Zitation Martin Luthers gegeben hat. [2] In einer Unterredung schlug Kf. Friedrich dem Legaten vor, dass dieser den Papst bittet, Luthers Fall an die Deudsch Nation zu überstellen. Dies lehnte [Cajetan] ab. Stattdessen wünschte er, dass Luther selbst zu ihm kommt, und sagte zu, mit ihm veterlich zu reden. Kf. Friedrich sorgte dafür, dass dies eingehalten wurde. [3] Allerdings hielt sich, wie Kf. Friedrich hörte [vgl. Nr. 772 und Nr. 773], [Cajetan] nicht daran, sondern versuchte ausschließlich, Luther zum Widerruf zu bewegen. Da [Cajetan] sich weigerte, Luther nochmals anzuhören, solange dieser nicht widerrufen hat, traute sich Luther wiederum nicht mehr, den Legaten aufzusuchen. [4] [Cajetan] unterrichtete Kf. Friedrich in einem Schreiben über diese Vorgänge, woraufhin ihm der Kf. eine Stellungnahme Luthers übersandte [Nr. 796]. Kf. Friedrich übersendet auf Bitten des Karl von Miltitz entsprechende Abschriften. [Cajetan] hat noch nicht auf Friedrichs Schreiben geantwortet. [5] Kf. Friedrich beschloss, sich nicht weiter dieser Sache zu widmen, um nicht in den Verdacht zu geraten, gegen den Papst eingestellt zu sein, wie er Luther bereits mitgeteilt hat. Dennoch stimmte er dem Vorschlag des [Karl von] Miltitz, päpstlicher nuncius und camerer, zu, dass dieser ein Gespräch mit Luther führt, um die Sache zu klären. Darüber wird Miltitz dem Papst berichten [vgl. Nr. 812]. [6] Kf. Friedrich bittet den Papst, gnädig auf den Fall zu schauen, um ihn beizulegen. Luther wird sich gehorsam gegenüber dem Papst zeigen. Andernfalls droht ihm auch die Strafe des Kf. Von den Motiven sowie dem Ansehen Luthers kann Miltitz berichten.
Zitierempfehlung:
Nr. 815. In: Briefe und Akten zur Kirchenpolitik Friedrichs des Weisen und Johanns des Beständigen 1513 bis 1532. Reformation im Kontext frühneuzeitlicher Staatswerdung. Online-Edition: https://bakfj.saw-leipzig.de/print/815 [Datum des Zugriffs: 02.07.2025]
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